Euro-Regionen im Tourismus

■ Während Grenzländer im Westen zusammenarbeiten, kämpft man im Osten mit Startschwierigkeiten

Früher wurden die Straßen parallel zu den Grenzen gebaut. Heute verlaufen sie senkrecht zu ihnen und haben verbindenden Charakter. „Grund genug für die Touristiker, diesen Kraftlinien zu folgen“, forderte der Direktor des Offiziellen Verkehrsbüros Basel, Hans-Peter Rhyhiner, auf einer Pressekonferenz. Doch touristische Interessenverbände mit grenzüberschreitenden Zielen, sogenannte Euro-Regionen im Tourismus, sind bisher erst schwach ausgebildet. In ihnen sieht Rhyhiner indes ein „neues, zukunftweisendes Potential touristischer Zusammenarbeit“. Zumal die Europäische Union gerade Kooperationen von Grenzlandregionen fördere.

Während die schon 1967 gegründete Gesellschaft „Regio Basiliensis“ (Region Basel) sich zunächst der grenzüberschreitenden politischen Zusammenarbeit im Dreiländereck Frankreich, Schweiz und Deutschland widmete, wurde die Chance verstärkter touristischer Kooperation erst peu à peu für den geographischen Raum (Elsaß, Basel und Umgebung, Schwarzwald) erkannt. Was mit der gemeinsamen Aktion des Verkehrsamtes Freiburg und des Verkehrsvereins Basel („Kennen Sie die andere Stadt?“) bescheiden begann, wurde seit 1989 unter dem Motto „Paradies am Oberrhein“ intensiviert. Seitdem präsentieren sich die Grenzlandregionen unter dem gemeinsamen Dach „Oberrhein-Touristik“, treten als touristische Interessengruppe bei Messen auf und vermarkten ihre Angebote in einem gemeinsamen Prospekt.

Die Organisation „Oberrhein- Touristik“ spielt von den ungefähr zehn existierenden touristischen Euro-Regionen eine Art Vorreiterrolle, um „das regionale, grenzüberschreitende Bewußtsein für den Tourismmus zu fördern „(Basels Verkehrsdirektor Rhyhiner). Andere Euro-Regionen folgen dem Vorbild, zum Beispiel die Dreiländer-Kooperation „Eurotransalina“: In ihr haben sich Italien mit den Regionen Piemont, Lombardei und Aosta-Tal, die Schweiz mit den Kantonen Vaud, Valais und der Stadt Genf sowie Frankreich mit dem Rhône-Alpengebiet zusammengeschlossen. Oder der „Internationale Bodensee-Verkehrsverein“: Tourismusorganisationen der Ostschweiz, Liechtensteins, aus dem österreichischen Vorarlberg und aus Oberschwaben wollen den „internationalen Bodenseeraum als vielfältige Tourismusregion“ Hand in Hand profilieren und gemeinsam bewerben.

Sind die westeuropäischen Grenzregionen mit ihrem vergleichsweise ausgeprägten „Europa-Bewußtsein“ schon einigermaßen weit fortgeschritten, so haben die europäischen Grenzlandregionen im Osten (von Deutschland nach Polen und zur Tschechischen Republik) noch mit Startschwierigkeiten zu kämpfen. Die „Euregio Egrensis“ (Nordwestböhmen, Oberfranken, Südwesten Sachsens, Ostteil Thüringens) weist beträchtliche Unterschiede in der Infrastruktur auf. Mehr Grenzübergangsstellen nach Böhmen sowohl für Autofahrer wie für Fußgänger und Radwanderer zu öffnen war denn auch die vorrangige Aufgabe. Inzwischen hat die Euro-Region einen gemeinsamen Bäderprospekt herausgegeben.

Noch in den Startlöchern sitzt die Ende 1993 in Frankfurt/Oder gegründete Euro-Region „Pro Europa Viadrina“. In der deutsch- polnischen Grenzregion zwischen dem Bundesland Brandenburg und der Woiwodschaft Gorzow geht es neben Vorhaben zur Wirtschaftsförderung auch um die Förderung des Tourismus. „Wir wollen eine Menge zusammen machen und planen, haben aber ganz große finanzielle Schwierigkeiten“, berichtete eine Vertreterin von „Pro Viadrina“. Denn es sei schwierig, an Mittel aus den europäischen Fördertöpfen zu kommen, weil entlang der Oder die Außengrenze der Europäischen Union verlaufe. Günter Ermlich