piwik no script img

Sternstunden für ältere Semester

■ Pilotprogramm bietet Langzeitarbeitslosen beruflichen Neueinstieg / Die Hälfte der Stellen ist mit Frauen besetzt

Auch für ältere Langzeitarbeitslose gibt es hin und wieder Sternstunden. Eine solche schlug jetzt einer 46jährigen Berlinerin, die nach einer mehr als zwölfmonatigen beruflichen Zwangspause in einem Zahnlabor eine Anstellung fand. Eine Gleichaltrige erhielt in der Gesellschaft für Biotechnik, Energie, Forschung und Umwelttechnik „Biophil“ einen Job als wissenschaftliche Mitarbeiterin.

Die Resonanz war riesig

Die beiden Frauen profitieren von einem bundesweit einmaligen Pilotprogramm des Berliner Senats, das Mitte Februar gestartet wurde. Es sieht vor, mittels Lohnkostenzuschüssen rund 5.000 neue Arbeitsplätze zu schaffen. In den Genuß dieser Förderung sollen vor allem Menschen kommen, die auf dem Arbeitsmarkt zu den besonders Benachteiligten gehören. Gewinner des Projekts sind aber auch kleine und mittlere Betriebe, deren Wirtschaftslage normalerweise keine weiteren Einstellungen zuläßt. Sie können über die Zuwendungen, die maximal 60 Prozent des Gehalts ausmachen, ihren Personalbestand aufstocken. Die Resonanz auf das 100-Millionen-Mark-Programm war riesengroß, freut sich Berlins Arbeitssenatorin Christine Bergmann (SPD). Mehr als 400 Anträge gingen bisher ein, von denen 130 bereits bewilligt sind. 60 bis 65 Prozent der Bewerbungen kamen dabei von Firmen aus dem Ostteil der Stadt, wobei die Branchen Handwerk, Handel sowie produktions- und wirtschaftsnahe Dienstleistungen, darunter Architektenbüros und Marktforschung, besonders stark vertreten waren. Als Erfolg verbucht die Politikerin, daß etwa die Hälfte der neuen Arbeitsplätze mit Frauen besetzt wurde. Die Bearbeitung und Prüfung der Anträge liegt in den Händen der Servicegesellschaften „Zukunft im Zentrum“ (ZiZ) und der „Gesellschaft für soziale Unternehmensberatung“ (GSUB). Die Mitarbeiter haben vor allem über die Einhaltung der Förderkriterien zu wachen. Zu diesen gehört, daß die betreffende Firma in den vorangegangenen sechs Monaten keine betriebsbedingten Kündigungen vorgenommen hat und der Arbeitnehmer in spe, der zuvor mindestens drei Monate arbeitslos gewesen sein muß, im Anschluß an die Förderung mindestens ein Jahr weiterbeschäftigt wird.

Betrug ausgeschlossen

Im Vorfeld geäußerte Befürchtungen, daß das Programm Betrügern Tür und Tor öffnet, haben sich bislang nicht bestätigt. Noch ist kein einziger Fall bekannt, bei dem eine Firma Mitarbeiter entlassen hat, um dafür „billige“ Arbeitskräfte einzustellen, berichtet ZiZ-Geschäftsführerin Gisela Sommer. Fehler bei der Bewerbung seien eher auf Unkenntnis denn auf eine betrügerische Absicht zurückzuführen. Christina Schultze (ADN)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen