: Kurden-Neujahrsfest mit Brandopfern
■ Demonstration von Kurden vor der Technischen Universität / Zwei Personen mit Verbrennungen / Festnahmen
Mindestens zwei Demonstranten haben sich bei einer Kundgebung aus Anlaß des kurdischen Neujahrsfestes vor der Technischen Universität (TU) Brandverletzungen zugezogen. Die Vorfälle ereigneten sich am Samstag nachmittag vor dem Hauptgebäude, wo ein Polizeiaufgebot den Zutritt versperrte. Das ursprünglich von der Kurdistan AG und dem Allgemeinen Studentenausschuß (Asta) angemeldete Fest im Audimax war zwei Tage zuvor vom TU-Präsidenten verboten worden.
Laut Polizei versuchten rund 20 der 800 Demo-Teilnehmer (laut Veranstalter 2.000), gewaltsam in das Gebäude einzudringen und die Fahne einer verbotenen PKK-Untergruppe zu hissen. Daraufhin gingen die Beamten mit Schlagstöcken gegen die Kurden vor. Letztere sollen Steine und Molotowcocktails geworfen haben. Inmitten des Durcheinanders kam es zu den Brandverletzungen, über die bis gestern widersprüchliche Aussagen vorlagen. Nach Angaben von Cihan B., Mitglied des „Demokratischen Studentenverbandes“ an der TU, soll sich ein älterer Mann mit einer Flüssigkeit besprüht, selbst angezündet haben und kurz darauf auf die Polizeikette zugelaufen sein. Die Beamten hätten die Flammen schließlich erstickt. Hingegen erklärte eine Informantin der Mediengruppe Kurdistan, ein jüngerer Mann habe sich selbst in Flammen gesetzt. Bei dem Versuch, ihm zu helfen, sei ein älterer Mann mit verbrannt und habe schwere Verletzungen am Rücken davongetragen. Eine dritte Version lieferte ein Mitarbeiter des Asta-Büros. Er berief sich auf Gerüchte, die kurz nach dem Zwischenfall auftauchten: Danach sollen sich bis zu drei Personen beim Auffüllen von Brandsätzen selbst angezündet haben. Von der Polizei war gestern zu erfahren, daß sich zwei Personen aus „noch unbekannter Ursache“ in Brand gesetzt hätten. Beamte und Demonstranten hätten die in Flammen stehenden Kleidungsstücke schließlich gelöscht. Die Betroffenen selbst seien vor dem Eintreffen der Ambulanz verschwunden. Einer der Männer liegt derzeit auf der Intensivstation im Rudolf-Virchow-Krankenhaus in Wedding. Angaben über die Schwere seiner Verletzungen verweigerte der zuständige Arzt.
Eine nach den Vorfällen am Samstag geführte Demonstration von der TU zum Breitscheidplatz verlief laut Polizei ohne weitere Ausschreitungen. Ausdrücklich gewürdigt wurde das „durchgehend kooperative Verhalten“ der Veranstalter. Eine Eskalation der Gewalt sei dadurch verhindert worden. Aus Sicht der Beamten ergab sich bis gestern folgende Bilanz: Von 38 verletzten Polizisten mußten fünf ins Krankenhaus. Mindestens zwei Demonstranten erlitten Brandverletzungen, sieben Personen wurden festgenommen. Severin Weiland
Siehe auch Seiten 1 und 3
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