: Klangbogen-Konkurrenz
■ NaturfreundInnen suchen den Schatz, der Jugendarbeit sichert
Wenn die Sparvorschläge des Senats umgesetzt werden, dann ist die offene Jugendarbeit der Naturfreunde gefährdet. Das jedenfalls befürchten die Jugendlichen aus der Buchtstraße: Die Streichung könnte die begehrten Newtips-Konzert betreffen. Seminare würden weniger – der geringe städtische Zuschuß von 2,50 Mark pro Tag entfällt bereits jetzt. Und die Sommerfreizeiten gäbe es nur noch für Kinder von Besserverdienenden, wenn Einzelzuschüsse für Bedürftige entfielen.
Um nach Lösungen zu suchen, machten sich gestern 15 Jugendliche auf die Geldsuche. In Schnitzeljagdmanier zogen sie durch die senatorischen Behörden und klopften an die Türen: „Haben Sie hier für die Jugendarbeit Geld übrig?“ fragten sie und ernteten neben freundlichem Verständnis sogar ein paar Mark aus den Kaffeekassen. Die aber reichten den Jugendlichen nicht: „So kommen wir nie zu was.“
Auch die zuständige Sozial- und Jugendsenatorin Irmgard Gaertner konnte da nicht weiterhelfen. Im Gegenteil bestätigte sie die Befürchtungen der Jugendlichen: Sieben Millionen Mark stehen für die drei Ressorts Jugend, Soziales und Gesundheit zur Kürzung an. Gestrichen wird vor allem dort, wo es keine Rechtsansprüche gibt. Im Klartext: Kindergärten werden finanziert; Jugendarbeit, vor allem die offene Jugendverbandsarbeit, muß mit kräftigen Kürzungen rechnen.
Das könnte das Naturfreunde-Café betreffen. Und weil immerhin fast die Hälfte der Kinder und Jugendlichen, die an den Ferienfreizeiten der Naturfreunde teilnehmen, städtische Zuschüsse bekommt, weiß niemand, wie die nach einer Kürzungsrunde aussehen. „Wir werden hier von allen Seiten beschossen“, argumentierten die Jugendlichen gestern. Kürzt die Senatorin nämlich an der Unterstützung für den Verband, geht das auf Kosten der Freizeiten. Knappst sie bei den Kindern armer Eltern, wären die Freizeiten fast überflüssig.
Da gibt es nur eine Lösung, schlugen die Jugendlichen vor: „Wir bauen den Klangbogen selbst. Die gesparten Millionen stecken wir dann in die Jugendarbeit.“
ede/Foto: Kirsten Lorenz
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