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Bischofsstädte werden der CSU untreu

■ Sozialdemokraten gewinnen Bürgermeisterwahlen in Bayern

Berlin (dpa/AP/taz) – CSU-Generalsekretär Erwin Huber ist betroffen. Seine Partei habe bei den Stichwahlen um das Amt des Rathaus-Chefs in fünf bayerischen Städten ihre Wahlziele nicht erreichen können, gestand er gestern. Offensichtlich waren die jüngsten Rücktritte in der Chefetage der christlichen Partei wegen Verstrickungen in diverse Affären selbst den Wählern in den katholischen Hochburgen zuviel. Vor allem das Wahlergebnis in Eichstätt versetzt der CSU einen herben Dämpfer. Dort regiert im Rathaus erstmals in der Geschichte der Stadt ein Sozialdemokrat. Der 43jährige SPD- Bewerber Arnulf Neumeyer triumphierte mit 58,1 Prozent überraschend klar über den CSU-Kandidaten Heinz Hörmann (41,9 Prozent).

Einen Sieg errang die SPD auch in der Domstadt Freising. Der CSU-Politiker Theodor Weber unterlag mit 42,6 Prozent dem SPD- Anwärter auf das Amt des Bürgermeisters Dieter Thalhammer (57,4 Prozent). Der Abwärtstrend der CSU in Bayerns Kommunen setzte sich auch in Lindau am Bodensee fort. Dort erlangte der 43jährige Amtsinhaber Jürgen Müller von der örtlichen Wählerinitiative 59 Prozent. Sein Kontrahent von der CSU, Wolfgang Nopper, konnte nur 41 Prozent verbuchen. Die langjährige CSU-Hochburg Bamberg wird ebenfalls künftig von einem parteilosen Bürgermeister geführt werden: Herbert Lauer von der überparteilichen Wählergemeinschaft erreichte 61,4 Prozent. Lediglich im oberpfälzischen Vohenstrauß gewann die CSU die Wahl um das Bürgermeisteramt.

Während die CSU gestern ihre Niederlage eingestand, schwelgte die SPD in Superlativen. Die bayerischen Sozialdemokraten bewerteten die Stichwahlen vom Sonntag als einen „Superstart ins Superwahljahr 1994“. Im katholischen Freistaat stellt die SPD jetzt in vier Bischofssitzen den Oberbürgermeister. Lediglich in Augsburg kann die CSU ihre Bastion noch halten. Nach einer Meinungsumfrage hätte die CSU bei einer Landtagswahl am Sonntag nur noch 39 Prozent der Stimmen erhalten. Für die SPD wurden 36 Prozent ermittelt. awa

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