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UNO soll Nordkoreas Atomprogramm prüfen

■ Resolution der Atombehörde in Wien

Wien (dpa/taz) – Im Streit um die Atompolitik Nordkoreas hat sich die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) gestern an den UNO-Sicherheitsrat gewandt. In der ersten Märzhälfte waren Inspektoren bei der Überprüfung nordkoreanischer Atomanlagen, entgegen vorheriger Zusagen aus Pjöngjang, massiv behindert worden. Sie sollten herausfinden, ob das ostasiatische Land Atomwaffen entwickelt.

Der aus Vertretern von 35 Ländern bestehende Gouverneursrat, oberstes Gremium der in Wien ansässigen Atombehörde, forderte daher Generaldirektor Hans Blix auf, „seinen Bericht an alle IAEO-Mitgliedstaaten, den UNO-Sicherheitsrat und die UNO-Vollversammlung weiterzuleiten“. Wie erwartet, sprach die Atombehörde keine Sanktionsempfehlung gegen Nordkorea aus. Statt dessen forderte sie Nordkorea noch einmal auf, „alle in Frage kommenden Inspektionsaktivitäten unverzüglich zuzulassen.“

Die IAEO drohte allerdings mit „weitergehenden Maßnahmen“, sollte sich Pjöngjang auch künftig weigern, seine Verpflichtungen aus dem Atomwaffen- Sperrvertrag zu erfüllen. Vor allem die USA haben sich in den vergangenen Monaten für ein härteres Vorgehen gegen Nordkorea stark gemacht – eine Haltung, die gestern vom russischen Verteidigungsminister Andrej Kosyrew bestätigt wurde.

Gegen die Resolution sprach sich lediglich Libyen aus. Brasilien, China, Indien, Indonesien und der Libanon enthielten sich der Stimme. In dem Beschluß wird erstmals von einem „Stillstand in den Bemühungen der Atombehörde“ gesprochen, „die Atomfrage mit Nordkorea zu lösen“. Schuld daran sei die „mangelnde Kooperation Nordkoreas“.

Er stellte allerdings auch klar, daß nicht eindeutig festgestellt werden konnte, ob spaltbares Material abgezweigt und somit der internationalen Kontrolle entzogen worden sei. Die Experten hatten entgegen den Vereinbarungen nicht alle Stätten besichtigen dürfen. Die Entnahme von Proben und Messungen war untersagt worden. Außerdem waren früher von der IAEO angebrachte Siegel aufgebrochen worden.

Nordkorea wies die Vorwürfe vor dem Gouverneursrat als verfrüht zurück. Bereits am Morgen hatte es gedroht, seinen im Vorjahr bereits angekündigten Austritt aus dem Atomwaffen-Sperrvertrag zu vollziehen. Seite 9

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