: Kirche befristet frauenfreundlich
■ Mit Zögern votiert die BEK für eine Frauenbeauftragte
Für Frauen, die gern dicke Bretter bohren, eröffnet sich seit gestern eine neue Berufschance in der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK): Auf fünf Jahre befristet ist dort die Stelle einer Frauenbeauftragten zu besetzen. Nach den Diskussionen auf dem 94.Bremischen Kirchentag von gestern zu schließen, wird diese Frau bei vielen ihrer Brüder in den insgesamt 69 Gemeinden Bremens beim Thema „Frauen in der Kirche“ allerdings auf Granit beißen.
Nach ruhigen Verhandlungen zum Haushalt 1993 und 1994 wurde es am späten Nachmittag in der Kirchenversammlung unter den knapp 200 Delegierten spannend: Zur Debatte stand die Errichtung einer übergeordneten Stelle der Frauenbeauftragten in der BEK. Mit dem Antrag waren die Frauen bereit vor einem Jahr an der benötigten qualifizierten Mehrheit von 60 Prozent gescheitert. Um 8 Stimmen wurde das nötige Quorum für eine unbefristete Stelle verpaßt. Der goldene Kompromiß, für den sich 16 Delegierte mehr entscheiden konnten, schreibt die Stelle für fünf Jahre befristet aus, danach soll neu entschieden werden.
In der Diskussion hatten die Frauen die besseren Argumente: Angefangen von dem weitaus größeren Anteil von Frauen in der Kirche in ehrenamtlichen und „dienenden“ Funktionen und dem Männerclub bei Entscheidungen über die Kompetenz von feministischer Theologie bis zur Kirche als Arbeitgeberin: „Geschwisterlicher Umgang heißt, daß die Brüder zur Seite gehen.“ Die Gegner fürchteten um die Selbständigkeit der einzelnen Gemeinden, wenn eine übergeordnete Stelle sich der Belange von Frauen annehme. Dann fuhren die Herren Pastoren richtig schweres Geschütz auf: Einem Flugblatt, das von der Vizepräsidentin des Kirchenaussusses, Inge Gurlit, mitunterzeichnet war und für die Einrichtung der Stelle mit dem Wirken der „heiligen Geistin“ warb, warfen sie „Gotteslästerung“ vor. „Das spaltet die Kirche“, donnerte es durch die „Glocke“. bpo
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