Sanssouci: Vorschlag
■ "Im Fall des Bildes" - Erich Praschak in der Unwahr-Galerie
Die verqualmte kleine Galerie ließ am Abend der Vernissage von Erich Praschaks Installation „Im Fall des Bildes“ nicht in jedem Fall auf die Art seiner Malerei schließen. Die Bilder des Wiener Künstlers zeichnen sich durch die frische Konsistenz ihrer Farbe aus. Und diese Frische ist haltbar! Das Malmittel seiner zumeist monochromen Bilder besteht aus pigmentierter, nichttrocknender Vaseline, die Bildträger sind glatt und abwischbar. Jedes Bild ist zumindest theoretisch für den Betrachter veränderbar – wenn dieser die besondere Qualität der Bilder erkannt hat. Praschak verweigert sich dem System der konservierbaren Kunst, eine Intention, die er mit den Happening-Künstlern teilt. Der Zuschauer soll in Aktion treten.
Die haptische Qualität der Farbe kommt bei den pastos gestalteten monochromen Bildern am besten zur Geltung; weniger jedoch, wenn der Künstler die Farbe als Rahmung etwa für auf Fotos basierenden Doppelporträts aus der Filmgeschichte einsetzt. In der Galerie hängt zur Linken ein einzelnes Bild, eine Fortsetzung bilden weitere, versetzt in der hinteren rechten Ecke des Raumes plazierte Bilder. Auch hier entwickelt ihre gestisch aufgetragene Farbe eine Eigenmacht. Praschak schöpft die Quantität der Malerei aus, indem er die Farbe als plastischen Gestaltwert einsetzt, gleichzeitig durchbricht er jedoch auf geschickte Weise die Qualität der Malerei. Die Installation macht die Deutung offenbar: Quer durch den Galerieraum, als Verbindung fungierend, erstreckt sich ein langes, schmales, horizontal aufgestelltes Bild, das an ein Fließband erinnert. Die Assoziation scheint in doppelter Weise gerechtfertigt, denn mit dem Blick des Betrachters auf die Fläche wird der Herstellungsprozeß von Praschaks Malerei sichtbar. Auf der glänzenden Fläche sind die braunen „Vaselinanhäufungen“ mit großzügig verteilter Farbe so kreiert, daß sie den Betrachter eher davon abhalten werden, das Bild anzufassen oder es zu verändern. Der Künstler, der das Bild ebenfalls wieder korrigieren könnte, wird wohl kaum dazu kommen. Möglichkeit zur „Bildverletzung“ ist noch bis Sonntag gegeben. Erich Praschak ist durch zahlreiche Einzel- sowie Gruppen-Ausstellungen und durch die Organisation von Cult-Projekten bekannt geworden. Er ist Leiter der 1986 gegründeten Cult-Galerie in Wien. Kathrin Wißmann
Noch bis 27.3., Mi.–So., 16–19 Uhr, Unwahr-Galerie, Kleine Hamburger Straße 16, Mitte.
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