: Strandbewohner auf Eis
■ Der ETC Timmendorf schaffte als erste holsteinische Mannschaft den Aufstieg in die 2. Eishockeybundesliga
Als das Eishockey-Team des ETC Timmendorf am frühen Mittwoch morgen wieder im schleswig-holsteinischen Ostseebad ankam, erwartete sie schon das Bad in der Menge. Mehrere hundert Fans ließen ihre erfolgreichen Lieblinge hochleben. Durch einen 4:3-Auswärtssieg beim EC Heilbronn war dem ETC Timmendorf am Dienstag im dritten und entscheidenden Playoff-Spiel der Aufstieg in die 2. Bundesliga gelungen. Erstmals wird damit das nördlichste Bundesland in der zweithöchsten Spielklasse vertreten sein.
„Wir haben uns den Aufstieg vorgenommen und unsere Pflicht erfüllt“, resümierte der erst 27jährige Trainer Joki Dittrich nüchtern. Dabei hatte es noch vor einigen Wochen düster ausgesehen, weil mit dem Kanadier Mark MacKay der herausragende Spieler wegen eines Wadenbeinbruchs ausfiel.
Allerdings war Eishockey-Exot ETC auf derartige Schicksalsschläge vorbereitet. „In Kanada hatten wir mit Trevor Erhardt einen Ersatzmann geparkt, der nach MacKays Ausfall zu uns kam“, sagte der Trainer, in dessen Team es keinen einzigen Lokalmatadoren gibt. Bislang fehlt es der Sportart in Schleswig-Holstein und dem jungen Verein an Tradition und guter Nachwuchsarbeit. Vereinspräsident Ulrich Adler hofft, daß sich das bald ändert: „Wir haben 120 Jugendspieler im Verein, darunter einige Talente.“
Die Leistungsträger des ETC stammen aus Kanada, den USA und Polen und arbeiten als Vollprofis. Eine Million Mark kostet das Team im Jahr. „Die Kosten sind so hoch wie in keiner anderen Sportart“, klagt Ulrich Adler. Um auch in der 2. Liga bestehen zu können, fordert er von der Gemeinde Timmendorf den Ausbau der Eissporthalle, in der bislang nur 2.000 Zuschauer Platz finden.
Beendet ist die Saison jedoch mit dem Aufstieg noch nicht. In den Finalspielen der Oberliga-Playoffs müssen die Timmendorfer schon heute (20 Uhr) beim EC Bad Tölz antreten. Am Sonntag (19 Uhr) folgt die zweite Partie auf eigenem Eis. In diesen Spielen geht es um die Deutsche Oberliga-Meisterschaft. Die offiziellen Aufstiegsfeiern finden erst in der nächsten Woche statt. Dann sollen auch die Bärte rasiert werden, die sich die abergläubischen Spieler während der Playoffs haben wuchern lassen. lno
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