: Grohn als Universitätsstadt?
■ Grüne schlagen freiwerdendes Kasernengelände zur städtischen Nutzung vor
Seit Februar ist es bekannt: Rund 55 Hektar Kasernengelände werden in Bremen frei, bis 1997 wird die Bundeswehr auch die letzten Gebiete in Bremen-Grohn, Vegesack und Gröpelingen geräumt haben. Zurück bleiben intakte Gebäude, Werkstätten, Straßen und Versorgungsanschlüsse.
Sogar eine eigene Wasserversorgung existiert für die Gröpelinger Tirpitz-Kaserne. Gestern stimmten die Grünen darob Zukunftsmusik an: Um die Flächen städtisch zu nutzen, muß man jetzt planen, lautete der Tenor. Die stadtplanerischen Konzepte von autoarm und kurzen Wegen bildeten den Refrain.
Wenn das Gelände im Anschluß an seine Räumung genutzt werden solle, müsse man sich schon jetzt um die Planung bemühen, machte Elisabeth Hackstein das Anliegen dringend. Vor allem die mögliche Nutzung durch sozialen Wohnungsbau brauche einen größeren Vorlauf, ebenso wie die Einbeziehung der Bevölkerung vor Ort.
Im Blickpunkt der Planung liegen bisher die knapp vier Hektar große Fläche der Tirpitz-Kaserne in Gröpelingen und das Gelände der Grohner Roland Kaserne mit 32 Hektar. Mischnutzung ist angesagt: „Alleine in Gröpelingen könnten 300 zusätzliche Wohnungen für kinderreiche Familien entstehen“, warb Helmut Kasten, Ortsbeirat in Gröpelingen für den Entwurf. Vorhandene Werkstätten und Straßenanbindungen könnten gewerbliche Nutzung am Rande des Wohngebietes garantieren. Selbst für eine Grundschule gibt es schon einen Vorschlag.
Für den problematischen Stadtteil Grohn würden die Planungsideen der Grünen sogar soziale Aufwertung bedeuten. „Hier werden Hörsäle und Anlagen frei, die ohne weiteres für eine Außenstelle der Universität zu nutzen wären“, erläuterte Ortsbeirat Reinhold Koch. StudentInnenwohnheime und Gewerbepark könnten im Stadtteil für eine stärkere Mischung seiner BewohnerInnen sorgen.
Und nicht nur das: „Der Ausdehnung der Universität ins Blockland müssen Grenzen gesetzt werden“, sagte Elisabeth Hackstein. Eine Uni-Dependance im Bremer Norden, wo immerhin 100.000 Menschen wohnen, könnte eine Alternative zur Grünflächenbebauung sein.
Ob diese Konzepte allerdings wahr werden können, hängt von vielen Faktoren ab. Mögliche Altlasten auf dem ehemaligen Militärgelände zählen dazu zum Beispiel ebenso, wie die Fragen nach der Finanzierung.
Zwar werden auf die Liegenschaften Preisnachlässe durch den Bund gewährt, wenn diese für soziale Zwecke genutzt werden – aber noch steckt die politische Willensbildung über die Verwendung des Geländes in den Kinderschuhen.
ede
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