SÜDEUROPA : Zeitungsgenossenschaft in Athen
Zwei Studentinnen dokumentieren die Arbeit von Journalisten in Krisenländern
Der Revolutionsversuch des Journalismus in Spanien sieht beim Webmagazin Acuerdo zunächst einmal ziemlich professionell aus: eine cleane Website, ein cooles Logo - und dann dieser punkige Claim: "Major Journalism for pissed off readers." Bei allem Start-up-Chic ist dem Medium für "angepisste" Leserinnen unweigerlich anzumerken, dass seine Mitarbeiter mit dem Rücken zur Wand stehen. Sich selbst finanziert die Chefredakteurin Idoia Sota derzeit vor allem durchs Vermieten ihrer Wohnung in Madrid an Touristen auf Airbnb - und nicht mit ihrer Arbeit. Trotzdem spricht sie von der Krise als Chance. Der Dokumentarfilm "Neustart: Junge Medienprojekte nach der Krise", die Abschlussarbeit der beiden Dortmunder Journalistikstudentinnen Greta Hamann und Julia Weiß, zeigt junge Medienschaffende wie Sota, die versuchen in Spanien und Griechenland zu überleben - und dabei das verkrustete Mediensystem aufbrechen.
Das Hauptproblem ist deutlich: Wie viele der jungen Menschen verdienen die Journalisten mit ihren ambitionierten Projekten so gut wie kein Geld. Der Film porträtiert die Redaktion des ehemaligen staatlichen griechischen Rundfunksenders ERT, der von der damaligen Regierung 2013 geschlossen wurde. 3.000 Mitarbeiterinnen verloren damals ihren Job. Seitdem betreiben Medienmacher den Kanal als Piratensender im Netz weiter. Ohne Lohn. Manche Journalisten bekämen sogar Essenspakete von der Gewerkschaft, heißt es im Film. Das Ausmaß der Lebensbedingungen der Kollegen in Athen schockierte Filmerin Hamann: "Die meisten denken nicht weiter als eine Woche", berichtet sie von ihrer Dreherfahrung.