: Schönes schlichtes Weltbild -betr.: "Mutter des Jahres", taz vom 18.3.94
Man kann ihn nur beneiden um sein schönes schlichtes Weltbild, Ihren Herrn Carini. Er schaut what' left, dann weiß er what's right. Recherchen könnten das Schema nur stören und finden deswegen auch nicht statt. Und so schreibt er einen Artikel, der den Leserinnen und Lesern die zugrundeliegenden Tatsachen vorenthält.
Wichtig ist doch nicht,ob Michael Rittendorf einen verrückten Brief schrieb. Wichtig ist vielmehr, ob seitens des Landesvorstands Verabredungen über die Beschäftigung von Clemens Grün bestanden.
Zu dieser Frage habe ich dem Landesvorstand in einem offenen Brief mitgeteilt, daß ich meine, es habe eine solche Verabredung gegeben und zwar eine verbindliche.
Weiterhin habe ich dem Vorstand mitgeteilt, daß nachdem bereits andere Entscheidungen zugunsten eines männlichen Beschäftigten gefallen sind, ein Zielkonflikt zwischen der Einhaltung der Frauenquote innerhalb der vom Landesverband Beschäftigten und den Clemens Grün gemachten Zusagen besteht.
Ich habe dem Vorstand einen Vorschlag unterbreitet, wie mit diesem Konflikt umgegangen werden kann, ohne eines dieser Ziele zu vernachlässigen.
Dies alles konnte Herr Carini nicht wissen, da er den Text über den er schrieb nur vom Hörensagen kannte.
Er kann auch nicht wissen, ob ich in der Partei für diesen Brief mehr Spott als Anerkennung ernte. Ich habe etwas gesehen, das Spott sein will, wobei es aber am intellektuellen Rüstzeug gebricht. Ich habe andere Briefe gesehen, die - teils aus anderen Gründen als ich - sich für die Weiterbeschäftigung von Clemens Grün aussprechen.
Es wäre schön, wenn die Hamburger TAZ endlich das schaffte, was im überregionalen Teil längst stattgefunden hat: Der Schritt von der Schülerzeitung hinaus in die große, bunte, verwirrende Welt.
Mit freundlichen Grüßen
Sabine Boehlich, MdB Grüne/ GAL
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen