: Wohnungs-Makel
■ Nur wenige Studenten wollen bisher in die Ex-Alliierten-Wohnungen einziehen, und alle wundern sich
Die Wohnungsnot unter den Studenten ist groß. Wenn dann Plätze in Wohnheimen frei werden, sollte man annehmen, daß sie sich darum reißen. Nicht so bei den ehemaligen Alliiertenwohnungen, die dem Studentenwerk zur zwischenzeitlichen Nutzung bis zum Jahr 1998/2000 angeboten wurden. Nur wenige Studenten interessieren sich bisher für die Wohnungen. Und das kann niemand verstehen.
Herbert Schmülling, Staatssekretär im Bundesbauministerium, hatte am vergangenen Donnerstag (siehe taz von gestern) erklärt, daß dem Berliner Studentenwerk rund 700 Wohnplätze angeboten worden seien. Zu einem Preis von rund 350 Mark pro Person. Dabei ließ er offen, wieviel Quadratmeter jedem der Studenten nach dieser Rechnung dann zustehen.
Die Oberfinanzdirektion (OFD) in Berlin und das Bundesbauministerium in Bonn zeigten sich überrascht. Die Bedingungen, unter denen die Wohnungen dem Studentenwerk angeboten werden, seien noch gar nicht ausgehandelt. Frau Chemief, Abteilungsleiterin bei der OFD: „Die Bedingungen wie Größe der Wohnungen und Miete sind noch nicht bekannt.“ Der Preis für das Studentenwerk und damit für die Studenten hängt ab von der Wohnlage, der Bausubstanz und den Renovierungsarbeiten, die der Träger durchführen kann. Den endgültigen Preis der Wohnungen legt aber das Studentenwerk fest, das die Wohnungen subventioniert.
„Das Studentenwerk hat sich erst mal 50 der angebotenen Einheiten gesichert und sie über die üblichen Aushänge angeboten“, so Hans-Jürgen Fink, der Geschäftsführer des Studentenwerkes. Der Rücklauf seitens der Interessierten sei aber enttäuschend. Fink führt das auf die Belegung zurück. Die StudentInnen seien nicht bereit, sich mit „wildfremden“ Menschen eine Wohnung zu teilen. Dabei bestehe die Möglichkeit, sich zu zweit oder zu dritt um eine der Wohnungen zu bewerben.
Kai Baumgarte vom Asta der Freien Universität (FU) hat gehört, daß die Wohnungen teuer sein sollen. Was sie genau kosten, sei ihm aber unbekannt. Er habe auch gehört, daß die Wohnungen merkwürdig geschnitten seien, mit zum Teil winzigen Zimmern. Er könne sich vorstellen, daß daran die Vermietung scheitert. „Es ist natürlich niemandem zuzumuten, für Zimmer, die 8 oder 9 Quadratmeter groß sind, auch noch 350 Mark zu zahlen“, so Baumgarte.
Die Verwirrung ist komplett. Auch der Finanzsenator kritisiert das Studentenwerk. Die Studenten, die es betrifft, hat keiner gefragt, denn sie haben keine Lobby.
Der Bedarf an Wohnheimplätzen ist offensichtlich geringer als angenommen. Christine Dankbar von der Pressestelle der FU Berlin sagt: „Jeder, der einen Platz wirklich braucht, bekommt auch einen.“ Bei bestimmten Wohnheimen sei eine Wartezeit von bis zu sechs Jahren möglich. Lediglich Behinderte sind von dieser Regelung ausgenommen. Sie erhalten in bestimmten Wohnheimen bevorzugt ein Zimmer. Peter Tietze
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