: Dreisprung für pures Alsterwasser
■ Bezirk Nord fordert Emissionskataster für die Alster
„Ohne Daten, keine Kontrolle“, weiß Peter Tschentscher, Sozialdemokrat und Freizeit-Parlamentarier in der Bezirksversammlung-Nord. Weil niemand wisse, wer wann wieviel von was so täglich in die Alster leite, gäbe es „nur selten Stichpunkt-Überprüfungen“, mit denen ungenehmigte Einleitungen in den Fluß aufgedeckt würden. Aus „unendlich vielen kleinen Rohren in den Alsterarmen“ lecke, so Tschentscher, so allerlei Undefinierbares.
Damit sich das in Zukunft ändert, forderte die rot-grüne Mehrheit der Bezirksversammlung in ihrer jüngsten Sitzung die Umweltbehörde auf, die Einleitungen in den Hauptstrom und die vielen Nebenarme der Alster in einem Emissionskataster zu erfassen und wo immer möglich zu untersagen. Langfristiges Ziel der Umweltinitiative: Alsterwasser pur.
Erfassen, kontrollieren und Verstöße „empfindlich bestrafen“, lautet der Dreisprung, mit dem die BezirkspolitikerInnen den WasserverschmutzerInnen an den Kragen wollen. Denn die verfahren noch allzuoft nach dem Motto: „An de Alster, an de Elbe, an de Bill, dor kann jeder eener moken, wat he will“. Zwar hat sich durch den Bau von Mischwasserrückhaltebecken, die verhindern, daß die Brühe aus überfüllten Sielen schnurstracks in die Alster rinnt, die Wasserqualität des Flusses in den vergangenen Jahren „deutlich verbessert“, doch noch immer gibt es an einigen Stellen Schadstoffkonzentrationen, deren Ursprung ungeklärt ist.
Deshalb fordert die Bezirksversammlung, zu überprüfen, inwieweit die zahlreichen Altlasten-Verdachtsflächen in der Nähe der Wasserläufe durch Auswaschungen an der Alsterverunreinigung beteiligt sind. Zwar sieht die Umweltbehörde hier „kein Problem“, doch die LokalpolitikerInnen haben zahlreiche Hinweise darauf, daß Bodenkontaminationen nicht selten auch daß Flußwasser vergiften.
So wurden bei der Sanierung eines alsternahen Grundstücks Anfang der neunziger Jahre 250 Kilogramm Chrom-Verbindungen aus dem Boden geholt. Und siehe da: Die Chrom-Verseuchung der Alster ging in diesem Bereich rapide zurück. Marco Carini
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