■ Lücke in der Brücke: Was kostet der Stau?
Die Oberbaumbrücke ist um ihr Mittelstück beraubt – ein neues soll die Last der künftigen Blechlawine (er)tragen. Scheinbar symbolisiert die Lücke zwischen Friedrichshain und Kreuzberg, daß Ost und West zusammenwächst. Tatsächlich aber wird der Brückenschlag über der Spree vor allem einer Gruppe von Verkehrsteilnehmern zugute kommen: Ab Oktober sollen 60.000 Autofahrer täglich über die Brücke rollen. Die U-Bahn (täglich über 100.000 Fahrgäste) fährt dagegen frühestens ab Herbst nächsten Jahres und nur als Provisorium – jahrelang müssen beim Umsteigen auf die S-Bahn mehrere hundert Meter Fußweg in Kauf genommen werden. Für die Straßenbahn gibt es nicht einmal einen Termin.
Auch der Nachtragshaushalt zeigt, daß die Stadt vor allem für Autofahrer zusammenwachsen soll. Die Berliner Verkehrsbetriebe sollen dieses Jahr zu den bereits gestrichenen 250 Millionen Mark weitere 60 Millionen Mark sparen. Der Etat der Oberbaum-Autobrücke bleibt selbstverständlich tabu. Und obwohl fast überall gespart werden muß, werden die Beträge für die sogenannte Projektsteuerung am Potsdamer und Leipziger Platz erhöht. Inzwischen hat der Senat die Sparmaßnahmen bei der Einrichtung von Busspuren zurückgenommen, weil zusätzliche Sonderstreifen für Bus und Tram den Stadtsäckel jährlich um 70 Millionen Mark entlasten. Wann wird endlich bei der Oberbaumbrücke ausgerechnet, was der Stau kostet? Dirk Wildt
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