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Klein-Amsterdam in Hamburg

■ Überraschungscoup gegen Wohnungsnot: Hausboote

Mit einer Sofortmaßnahme will Hamburg jetzt wirksam der Wohnungsnot begegnen: Nach dem Vorbild von Amsterdam sollen Wohnungslose künftig legal in Hausbooten auf den Fleeten der Stadt leben dürfen.

Den Anstoß für diesen unkonventionellen Schritt gab die Bundesmarine. Sie hat vor wenigen Tagen eine Vielzahl von ausgemusterten Minenbooten und anderen Kriegsschiffen zum Verkauf angeboten. Da fackelte Rot-Grau nicht lange und beschloß einstimmig, 180 Minensucher und zwei Zerstörer zu ordern. Gleich nach Ostern werden die Schiffe von Wilhelmshaven aus Richtung Hamburg in See stechen. Jedes der 47 Meter langen Boote bietet für zwei bis vier Familien Platz.

Wer ein solches Heim erwerben oder mieten will, sollte sich in einer ab sofort bei der Stadtentwicklungsbehörde ausliegenden Liste eintragen. Dort können außerdem Musterpläne für den Umbau vom Minensucher zum Hausboot sowie die möglichen Liegeplätze entlang der Fleete, Kanäle und am Billeufer eingesehen werden. Einzig die Alster soll verschont bleiben.

Wo die beiden Zerstörer ankern werden, ist noch umstritten. Zur Diskussion stehen der Hamburger Yachthafen oder der nicht mehr ausgelastete Bananen-Kai. Für einen der beiden Zerstörer hat Frauensenatorin Weiss noch am Tag der Entscheidung Interesse angemeldet. Nach ihrer Vorstellung soll das ehemalige Kriegsschiff zu einem Wohnpark für alleinerziehende Mütter ausgebaut werden.

Um das andere Boot streiten sich eine Reihe von Initiativen und Selbsthilfegruppen: „Hinz und Kunzt“ beansprucht den Wohnraum für Obdachlose, die „Palette e.V. - Ambulante Therapie für substituierte Drogenabhängige“ will auf dem Schiff ein Wohnprojekt für ihre Klientel einrichten, und „Wohnprojekte“ würde gerne Wohngemeinschaften von jung und alt einrichten. „Wir wollen niemanden bevorzugen oder benachteiligen, deshalb wird uns die Entscheidung nicht leicht fallen“, erklärte Markus Wegner von der Statt-Partei gestern gegenüber der taz, und deutete an, daß eine Nutzungsteilung erwogen werde.

Probleme macht der Coup außer den Einwohnerämtern - sie sorgen sich um die postalischen Adressen der schwimmenden Heime - auch der GAL. In einer Stellungnahme heißt es: „Rot-Grau gibt vor, die Wohnungsnot zu bekämpfen, dabei will das Gespann Voscherau-Wegner nur eines: die Problemgruppen noch weiter ins Abseits drängen.“

Andrea Hösch

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