: Menetekel im Hafen
■ Bald 170 Arbeitsplätze futsch?
Rolf Fritsch, gewichtiger Chef der Hamburger ÖTV-Sektion, ließ kurz den Zaunpfahl aufblitzen: „Wir haben unsere Zustimmung zur Hafenpolitik des Senats gebunden an arbeitsschaffende Maßnahmen - wenn das aber so weitergeht ...“. Fritsch führte den Satz (noch) nicht zu Ende. Aber die einst geschlossene Hafenerweiterungs-Front von Senat, Hafen-Arbeitgebern und Arbeitnehmern zeigt erste Risse.
Anlaß für die noch sanft vorgetragene Attacke des Chefs der hiesigen Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr ist ein sich anbahnendes Geschäft zwischen drei Hafenunternehmen, darunter die stadteigene Hamburger Hafen- und Lagerhaus AG (HHLA), bei dem nach Befürchtungen der Gewerkschaft 170 Hafen-Arbeitsplätze verloren gehen.
Nach den Informationen der ÖTV plant die SWT Hafenbetrieb GmbH, sich aus dem Stückgut- und Container-Umschlag am Südwest-Terminal zurückzuziehen und sich künftig auf den Lagereibetrieb zu beschränken. Dafür werden nach Angaben des SWT-Betriebsrats Bernd Balzer nur noch 35 der derzeit gut 200 Mitarbeiter benötigt. Der Umschlag am Südwest-Terminal soll nach Plänen der beteiligten Unternehmen von den beiden Hafen-Großbetrieben HHLA und Buss übernommen werden. Nicht übernommen werden sollen dagegen die SWT-Beschäftigten.
Begründung von HHLA, SWT und Buss, vorgetragen in einem Gespräch mit der Gewerkschaft: „Im konventionellen Umschlagbereich im Hafen gibt es angesichts der vorhandenen und weiter rückläufigen Geschäftsentwicklung zu viele Arbeitskräfte.“ Derzeit sind im Hafen 6400 Menschen im Umschlag beschäftigt, davon rund 4000 im konventionellen (d.h. keine Container) Bereich. Und deren Arbeitsplätze, so fürchtet die ÖTV, dürften mittelfristig ebenfalls gefährdet sein.
SWT als Menetekel für die Beschäftigungssituation im Hafen? Fritschs Zaunpfahl zum Zweiten: „Wenn es keine Einigung gibt, werden wir wissen, den nötigen Druck herzustellen.“ uex
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