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Zurück in den Sumpf -betr.: "Vorhölle für Junkies", taz vom 18.3.1994

Betr.: „Vorhölle für Junkies“, 18.3.1994

Seit etwa sechs bis sieben Jahren bekomme ich Polamidon und bin das vierte oder fünfte Mal in solch einem Programm. Hier in Hamburg seit 1991.

Seit ich jetzt in Hamburgs JVA Fuhlsbüttel, Haus 1 oder Haus 8 bin, sind insgesamt zwölf Leute substituiert. Vorrangig werden Leute aufgenommen, die schon außerhalb der JVA substituiert werden. Das heißt, hier sind von 350 Insassen nur vier Leute, die auf Polamidon gesetzt wurden. Bei der Kriminalität innerhalb des Gefängnisses bräuchte man aber zehnmal soviel. Gewalt ist an der Tagesordnung, einfach deshalb, weil 70 Prozent süchtig sind und der Bedarf muß gedeckt werden.

In der Öffentlichkeit werden große Sprüche gemacht, wer weiß was und wieviel getan wird und welche Gelder bereit gestellt werden. Insbesondere nach dem Mord im Haus 2.

Doch bei den Betreffenden kommt nichts an, weder merke ich etwas von den Geldern oder der Zuwendung. Statt dessen werden wir belogen und man verweigert uns jegliches Recht auf objektive Daten. Für Beispiele reicht eine Seite in der taz nicht aus. Mir wurde selbst bei einer Untersuchung die Menge meiner Dosierung verweigert.

Die psycho-soziale Betreuung ist eine Farce. Leute, die sich einwandfrei führen, werden durch Fehlentscheidungen demotiviert und somit wieder in den Sumpf gestoßen.

Ich bin bereit, konstruktiv an meiner Resozialisierung und Entlassung mitzuarbeiten, doch brauche ich ein wenig Hilfe und Unterstützung durch die Öffentlichkeit.

Helmut Schmidtkunz

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