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Lamaspucke stinkt zum Himmel

■ Im Tierpark Friedrichsfelde haben die Alpakas dreimal Nachwuchs bekommen

Presserummel im Gehege der Kleinkamele im Tierpark Friedrichsfelde: Die siebenköpfige Alpakaherde hat in diesem Frühjahr gleich dreimal Nachwuchs bekommen. Die neugierigen Jungtiere sind von der Abwechslung offensichtlich sehr angetan und folgen den Journalisten auf Schritt und Tritt. Auf den am Boden hockenden Fotografen der taz hat es der kleine Hengst „Parmesan“ ganz besonders abgesehen. Er beschnüffelt die Linse des Teleobjektivs, leckt an seiner Jacke und fährt ihm mit dem Kopf zwischen die Beine. Die hinter den Zaun verbannte Großmutter und Leitstute der Herde, Paula, verfolgt das Geschehen mit angelegten Ohren und gebleckten Zähnen.

Alpakas, auch Schafkamele genannt, sind in den Anden in Südamerika zu Hause, wo sie von den Indios wie die Lamas wegen ihrer Wolle als Haustiere gehalten werden. Sie stammen von den in den Anden wild lebenden Guanakos ab, von denen im Tierpark fünf Stuten und ein Hengst vertreten sind. Zur gleichen Familie gehören die Vikunjas, die keinsten und zierlichsten Kamele der Andenhochebene. Wegen ihrer besonders feinen Wolle wurden diese Tiere früher beinahe ausgerottet.

Normalerweise kommen Besucher den Schafkamelen natürlich nicht so nahe. Zwischen dem Gehege auf einer großen Wiese und dem Weg liegt ein unüberbrückbarer Graben. Selbst wenn die Tiere in Rage geraten, besteht keine Gefahr, einen Spuckebatzen abzubekommen. Anfang der sechziger Jahre war dies noch anders. „Damals“, erinnert sich der wissenschaftliche Mitarbeiter des Tierparks, Martin Mosig, „hatten wir einen Lamahengst, der hat die Besucher immer angespuckt, wenn sie ihn hinter dem Zaun aufputschten.“ Die Spucke ist ein Extrakt aus halbverdauten Futterresten aus dem Pansen und stinkt zum Davonlaufen. „Wer davon was abbekommen hat“, so Mosig, „kann nicht mehr mit der U-Bahn nach Hause fahren.“

Nicht nur die Alpakas und Vikunjas im Tierpark haben Junge bekommen. In dem großen Areal mit den 16 Kilometer langen Wegen, in dem sich die Menschenmassen selbst an so gut besuchten Tagen wie zu Ostern angenehm verteilen, jammert, quiekt und wuselt es in den Gehegen an allen Ecken und Enden.

Die Schafe, Ziegen, Sika-Hirsche und Wildschweine haben sich schon kräftig vermehrt. Die aus Frankreich stammende Poitou- Eselin Constanze marschiert stolz mit einem noch etwas unsicher durch den Schlamm staksenden Jungtier durch die Koppel. Die vom Aussterben bedrohten Haustiere sind im Vergleich zum normalen Esel mit über einem Meter Schulterhöhe riesengroß, haben dunkelbraunes, zotteliges Fell, einen mächtigen Kopf mit überdimensional großen aufrecht stehenden Ohren.

Auch die Vögel kommen allmählich in Paarungsstimmung. Die rosaroten Kuba-Flamingos flattern und kreischen aufgeregt durcheinander. Bis die langbeinigen Vögel mit ihren krummen Schnäbeln in der Pfütze den Schlamm zu Wällen für ihre Nestern auftürmen, wird jedoch noch etwas Zeit ins Land gehen. plu

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