: Mit Monika in La Paloma
■ Tausend brauchbare Tips aus dem Nähkästchen, um den Urlaub gut zu überleben und garantiert sicher und bequem wieder nach Hause zu kommen
Meine Freundin Monika reist gerne. Rom kennt sie genauso gut wie Paris, Madrid oder Rio. Von überall hat sie irgendwelche Trophäen mitgebracht: Schuhe aus Rom, den winzigen Bikini aus Rio und aus Amerika die echte Levi's, vorne zum Knöpfen. Monika reist am liebsten zu zweit – meist in Beziehung. Aber neulich konnte ihr Liebster nicht mitfahren, und so schloß ich mich ihr an. Wir buchten La Paloma pauschal. Es sollte ja nur so ein Entspannungstrip sein, und ab und zu wollten wir ausschweifen ins feindliche Leben mit Bus oder Mietauto.
Obwohl wir nur zwei Wochen unterwegs sein wollten, bestand Monika auf dem Abschluß einer Krankenversicherung. Mit dem Preis – lediglich 14 Mark inklusive Rücktransport im Todesfall – ließ ich mich schließlich von ihr überzeugen. Dann schleppte sie mich von Apotheke zu Apotheke auf der Suche nach Dschungelöl, Zedernöl oder Citronelle. Nichts konnten wir auftreiben, so nahmen wir schließlich Nelkenöl, denn Moskitostiche sind unangenehm. Gegen Kakerlaken bereiteten wir eine Mischung aus Hefe, Backpulver und Marmelade. Doch unsere chemische Kriegführung war uns vor Ort längst durch härtere Mittel abgenommen worden. Keine Kakerlake ließ sich sehen, gegen Moskitos wirkt die chemische Keule im großen Stil.
Wir wohnten in einer der typischen touristischen Anlagen mit Blick aufs Meer, Hotelswimmingpool, Zimmerservice, Fernseher und Minibar neben dem großen Doppelbett. Ganz angenehmer Standard. Doch nicht alles funktionierte perfekt. Zum Beispiel fehlte auf unserem Zimmer immer der Flaschenöffner. Doch zum Glück hatte Monika ihr Schweizer Taschenmesser dabei: „Natürlich das Modell mit den ausfahrbaren Hubschrauberrotoren = Unterwasserpropellern“, verkündete sie stolz.
Zu Monikas großem Bedauern hatte unsere Zimmertür kein Sicherheitsschloß. Doch auch hier wußte sie Rat. Damit kein gewiefter Experte von außen den Schlüssel nach innen durchstoßen und die Tür mit einem Nachschlüssel öffnen kann, behalfen wir uns mit einem Draht: Man legt einen starren Draht, zu einem umgekehrten U gebogen, mit der Rundung nahe dem Türholz über die Klinke und steckt die beiden Enden innen durch die Öffnung des Türgriffs.
Auch für unsere kurze Überlandfahrt, zu der wir uns schließlich aufrafften, hatte Monika vorgesorgt: ein aufblasbares Kissen für Kopf, Kreuz oder Oberschenkel machte die Fahrt im klimatisierten Pullman noch angenehmer. Wir wechselten uns beim Gebrauch des Kissens ab. Beim Austeigen ließen wir es leider liegen. Doch ohnehin verbrachten wir den Rest der Tage in der Anlage.
In puncto Männer bereitete mich Monika auf die fremde Welt draußen besonders gut vor. „Die vögeln mit den Augen“, warnte sie. Ihr Motto: nur nicht auffallen. So hatten wir nur die sackähnlichsten Kleider eingepackt. „Niemals einen Mann nach dem Weg fragen“, schärfte sie mir ein. Und als es dann doch geschah, daß ein Mann mich trotz aschgrauer Urlaubskluft ansprach, war ich auch da aufs sorgfältigste vorbereitet. Unauffällig spielte ich mit dem Ehering an meinem Finger, fragte ihn nach Frau und Kindern, so daß er schon nach kurzem irritiert von mir abließ. Schade eigentlich. Er war ganz nett.
Monikas Kompetenz in Sachen Reisesicherheit ging mir dann irgendwann furchtbar auf den Wecker. Nicht einmal zum Einkaufen einiger Landestrophäen, die ich bei Monika stets so bewundert hatte, kamen wir. Denn außer jenem besagten Kurzausflug verließen wir in den zwei Wochen unserer Urlaubsdomizil nicht mehr. „Zu unsicher“, erklärte Monika kategorisch, und es gäbe ohnehin nicht viel zu sehen. Doch das Sortiment der Souvenirläden und Shops in unserer Anlage war eher dürftig.
Also, ein bißchen war ich schon enttäuscht von der welterfahrenen Monika. Mit ihren tausend Tips und Tricks, den Urlaub zu überleben, hat sie mir diesen ganz schön vergällt. Dabei ist dieser ganze Erfahrungsschatz nicht einmal auf ihrem Mist gewachsen. Bei der Abreise entdeckte ich das einschlägige Büchlein in ihrem Handgepäck: Klaus Müller: „Den Urlaub überleben. Tausend wirklich brauchbare Reisetips“. Beck'sche Reihe, München 1993, 19,80 DM. Dieser ultimative Buchtip für alle Arten der Xeno- und sonstigen Phobien, mit Reiseerfahrungen aus dem Nähkästchen des Klaus Müller, hat mir den Urlaub mit Monika ganz schön verleidet. Edith Kresta
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