Frauen werden besser

■ Kammer untersuchte Arbeitssituation von Frauen wissenschaftlich

Das alte Credo der amerikanischen Frauenbewegung „You can–t keep a woman down“ scheint endlich auch in Bremen wahrzu werden. Dies versucht zumindest eine im Auftrag der Angestelltenkammer Bremen erstellte Studie zu belegen. Der Sozialwissenschaftler Ulrich Mix-Ludwig hat unter dem vielversprechenden, dennoch mit einem Fragezeichen versehenen Arbeitstitel „Auflösung der Spaltung des Arbeitsmarktes“ geforscht. „Um des Forschens Willen“, wie er selbst zugibt. Etwas tiefgründiger motiviert wird die Kammer wohl schon gewesen sein, gehen die Ergebnisse der Studie doch in die Beratungen mit PolitikerInnen und der Industrie ein.

Die Studie belegt es: Der Arbeitsmarkt bewegt sich kräftig seit einigen Jahren. Nicht länger handwerkliche und industrielle Tätigkeiten sind gefragt, sondern Dienstleistung. Die klassische Domäne der Frauen also. Seit Mitte der achtziger Jahre steigt denn auch der Frauen-Anteil im Angestelltenbereich stetig an. So sind die meisten BerufsanfängerInnen in der Kaufmannszunft seit Mitte der siebziger Jahre in Bremen weiblich. Auch als Verkäuferin und für das Büro verdingten sich mehr Frauen als Männer. Obwohl immer mehr Frauen in die attraktiveren Angestelltenberufe wie Managerin oder Ingenieurin drängen, sind dort noch unterrepräsentiert. Sie steigerten sich im gleichen Zeitraum zwar um 65 Prozent, in realen Zahlen machen Frauen aber immer nur noch die Hälfte der Männer aus.

Nach wie vor sind auch die meisten Chefs männlich. „Männlich dominierte Seniorität“ heißt diese Unausgewogenheit und sei auf den beruflichen Vorsprung der Männer in früheren Jahren zurückzuführen. Immerhin bekommen Frauen in höheren Berufen fast soviel Geld wie ihre Kollegen. Und je mehr eine Frau weiß, desto besser sind ihre Aufstiegsmöglichkeiten. Lesen bildet also nicht nur, sonder kann entscheidend die Karriere einer Frau beeinflußen. Nur Akademikerinnen sind laut der Studie entscheidend benachteiligt. Interessanterweise unterbrechen nämlich gerade sie in Bremen besonders gern ihre Angestelltentätigkeit für die Kindererziehung.

Die durchschnittliche Managerin bleibt nur in acht Prozent aller Fälle zuhause, um den Nachwuchs aufzuziehen. Ihre Kolleginnen in der statistischen Rolle der EDV-Fachfrau, technischen Angestellten und kaufmännischen Sachbearbeiterin verzichten auch eher auf eine Berufspause. Dennoch haben die Frauen mit Kinderpause nach erfolgreichem Wiedereinstieg in den Beruf meist einen besseren Job als vorher und verdienen dementsprechend mehr. Mix-Ludwig glaubt denn auch, daßm die Frauen „diese Lebensphase zur beruflichen Neuorientierung“ nutzen.

Er macht einen „langen und zähen Veränderungsprozeß“ aus. Tendenziell verändere sich die „hierarchische Struktur der Angestelltenwelt“. Immer mehr Frauen werden angestellt, arbeiten jedoch in „dienenden und helfenden“ Berufen. Sollte eine Frau in die Männerdomäne von Technik und Management einbrechen wollen, so wird dies in Zukunft einfacher werden.

Hat sie es geschafft, verdient sie immerhin fast genausoviel Geld wie die Männer. Vorausgesetzt Frau nimmt ihre Karriere ernst, bildet sich weiter, ist geographisch und betrieblich mobil, gut gebildet und paßt sich den Marktsrfordernissen an.

Also alles wie gehabt und bekannt. Ulrike Fokken