■ Press-Schlag: Hase weiß von nichts
Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts. Auf dieser Welle ist Olympiasiegerin Dagmar Hase bis dato ganz gut geschwommen. Und so schwimmt sie auch weiter. Obwohl da einer daherkommt, der vorgibt, mehr zu wissen. Professor Werner Franke, Krebsforscher und Dopingfahnder aus Heidelberg, legte in der Berliner Zeitung ein Papier vor, das den Dopingkonsum von vier Schwimmerinnen – Kristin Otto (heute ZDF), Heike Friedrich (nicht mehr aktiv), Daniela Hunger und Dagmar Hase – belegt. Hase weiß immer noch nichts. Außer, daß „das weh tut“. Der Schmerz allerdings resultiert offenbar nicht aus der eigenen Ignoranz – „die Leute müssen einem halt glauben“ –, sondern aus dem Nicht-wahrhaben- Wollen, daß ihre Erfolge nachträglich mit einem Mal ins Wasser fallen könnten: „Da ist man Olympiasiegerin, Weltmeisterin und Europameisterin, und dann soll plötzlich alles nichts mehr wert sein?“ Das sei ja gerade so, empört sich die 24jährige Magdeburgerin, „als hätte man alles geklaut“. Ist es nicht so, wenn der Testosteronspiegel 1989 vor der EM in Bonn sechsmal höher lag als erlaubt? Da kann es – soviel weiß zumindest die Wissenschaft heute – nicht mit natürlichen Dingen zugegangen sein. „Ich weiß gar nicht“, bemängelt Hase, „was das Ganze jetzt soll.“ Obwohl sie nichts weiß, wäre Hase nicht Hase, wenn sie sich von der Wissenschaft eines Besseren belehren ließe. „Ich mache weiter“, sagt die 24jährige tapfer („ich finde es ziemlich deprimierend, weil es einen angreift, auch persönlich“). So wird munter weiter gemeinsam weggeschaut. Bundestrainer Achim Jedamsky befindet: „Ich halte zu meinen Sportlerinnen.“ Obwohl er immerhin mittlerweise weiß: „Es ist bekannt, daß in der DDR flächendeckend gedopt wurde.“ Hat noch irgendwann irgend jemand fälschlicherweise behauptet: Wissen ist Macht. coh
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