: Hochbauamt baut teuer und langsam
■ Beispiel Uni-Gästehaus: Privater Konkurrent macht es jetzt 25 Prozent billiger
Wenn Behörden bauen, dann dauert es lange und wird um so teurer; wenn Private bauen, geht alles billiger und schneller. Was sich anhört wie ein billiges Vorurteil aus Makler-Kreisen, ist auf dem Bremer Teerhof zur Zeit zu besichtigen: Seit einigen Wochen wächst dort das Uni-Gästehaus aus dem Baggerloch. Generalunternehmer des 3,4-Millionen-Projektes ist seit dem 10. Januar die private Wohnungsbaufirma Dr. Hübotter. Pünktlich zum Beginn des Wintersemesters am 1. Oktober, spätestens aber Ende des Jahres soll das Gebäude – zum garantierten Festpreis – schlüsselfertig an die Universität übergeben werden.
Neun Monate vom Autrag bis zur Fertigstellung – diesem rasanten Tempo des Privaten steht die fast unendliche Geschichte entgegen, die die Universität zuvor mit dem staatlichen Hochbauamt in Sachen Gästehaus durchgestanden hat. Gute vier Jahre lang, vom 7.7.89 bis zum 2.9.93 nämlich hatten die Beamten die Sache geplant, umgeplant und nochmal umgeplant. Endergebnis: ein geschätzter Preis, der mit 4,5 Millionen Mark einfach zu hoch und eine geplante Bauzeit, die mit gut 12 Monaten deutlich zu lang gewesen wäre.
Hätte es sich allerdings um ein normales staatliches Bauvorhaben gehandelt, dann wären die schlechten Konditionen des Hochbauamtes vom Finanzsenator schon geschluckt worden. Im Fall des Gästehauses war die Universität allerdings gezwungen, so knapp wie möglich zu kalkulieren. Denn neben den zwei Millionen Mark Zuschuß des Bundes muß der gesamte Rest der Baukosten – inclusive Ausstattung der 23 Appartements und des Grundstücks rund 4,5 Mio Mark – aus Spenden aufgebracht werden. „Wir gehen dafür richtig mit dem Klingelbeutel durch die Uni“, sagt Rektor Jürgen Timm, „da muß man auf jeden Pfennig achten.“ Lediglich das US-amerikanische Dickinson-College steurt mit 500.000 Mark einen größeren Betrag bei, den es im Laufe der Jahre während seiner Bremer Sommeruni wieder „abwohnen“ will.
Mit dem Gästehaus auf dem Teerhof ist jetzt im Kleinen ein Wettbewerb entschieden, der zur Zeit an der Universität auch im Großen zwischen Hochbauamt und Siemens ausgefochten wird. Für je 25 Millionen Mark lassen die beiden Konkurrenten dort ein neues Fachbereichsgebäude bauen. Anhand des Ergebnisses dieses Vergleichstests will Wissenschaftssenator Scherf entscheiden, ob künftig ein Großteil des über eine Milliarde Mark umfassenden Bauvolumens an der Uni am Hochbauamt vorbei über private Generalunternehmer abgewickelt wird.
Ein Versagen der staatlichen Baubürokratie sieht Falko von Strauß und Torney, Chef des rund 140 MitarbeiterInnen umfassenden Hochbauamtes, im Fall des Uni-Gästehauses allerdings nicht. „Hübotter baut billiger, weil er in der Ausstattung des Gebäudes deutlich unter unseren Standards bleibt“, sagte er gestern gegenüber der taz. So seien der Müll- und der Traforaum gegenüber der Behördenplanung halbiert, der Hausmeister-, Technik- und Notbeleuchtungsraum sogar ganz gestrichen worden. Außerdem würden die Bäder nicht mehr mit „wandhängenden WC's“ ausgestattet und das Warmwasser würde nicht zentral, sondern mit elektrischen Durchlauferhitzern bereitet. Und auch die Fassadengestaltung werde sparsamer ausfallen.
Uni-Rektor Jürgen Timm formuliert die gleiche Sache anders: „Das Hochbauamt hat alle möglichen Schnörkel geplant, die Hübotter jetzt wegläßt. An unseren Anforderungen für die Ausstattung des Gästehauses haben wir aber keinerlei Abstriche gemacht.“ Tatsächlich hatte das Amt die Raumanforderung der Universität in seinem langwierigen Planungsverfahren eigenständig hochgerechnet. Und auch Bausenatorin Eva-Maria Lemke-Schulte zeigte sich gestern zufrieden mit dem Erfolg des Privaten über das ihr untergebene Hochbauamt. Behörden-Sprecher Imholze: „Es ist doch Klasse, wenn Hübotter uns das Gebäude jetzt schneller, billiger und schlüsselfertig hinstellt. Der Versuch hat sich gelohnt.“ Ase
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen