: Selber kochen ist am besten
■ Gift in Babykost: Die beste Alternative ist der Griff zum Kochlöffel und Biogemüse / Belastete Gläschen von Schlecker, Milupa und Aldi aus Geschäften entfernt
Bei der Berliner Verbraucherzentrale laufen wegen der Schadstoffe in der Babynahrung die Telefondrähte heiß: „In der Mehrzahl rufen uns besorgte Mütter an, aber auch Väter und Großeltern wollen wissen, was sie tun sollen“, so Verbraucherberaterin Monika Floß gestern zur taz. Bis ein abschließendes Untersuchungsergebnis vorliegt, lautet ihr Ratschlag: Die Gläschen der beanstandeten Marken nicht füttern und aufmerksam die Nachrichten verfolgen.
Wie berichtet, versuchen die Schlecker-Drogeriemärkte den Schaden zu begrenzen, indem sie die in Mißkredit geratene Babykost aus ihren Filialen zurückrufen. Die Palette reicht vom Birnen- Apfel- und Bananenmix über Müsli bis zum Vollkorn-Reisbrei und Gartengemüse. (Die genauen Bezeichnungen und Seriennummern der Artikel sind in der gestrigen taz auf Seite 6 nachzulesen.) „Auch die Fleischsorten der Firma Schlecker sollten stehengelassen werden“, so Monika Floß mit Hinweis auf den jüngsten Bericht der Zeitschrift Ökotest über krebserzeugende Stoffe in den fleischhaltigen Schlecker-Breis. „Am besten, man rührt von Schlecker bis auf weiteres gar nichts an.“ „Auf keinen Fall füttern“, rät die Verbraucherzentrale auch für die Früchtebreis der Firmen Milupa und Aldi.
Wie der Sprecher der Gesundheitsverwaltung, Ulf Hermann, erklärte, sind die Mitarbeiter der bezirklichen Lebensmittelaufsichtsämter heftig damit beschäftigt, Proben von Babynahrung für Labortests zu sammeln. Die Untersuchung wird vom Landesuntersuchungsinstitut für Lebensmittel (LAT) durchgeführt. Mit einem Ergebnis wird jedoch frühestens am kommenden Montag gerechnet. Nach Angaben des für die Untersuchung zuständigen Arztes, Karlheinz Baranowsky, sind im LAT bislang zehn bis 20 Proben verschiedenster Fabrikate eingegangen. Die meisten der von der Verbraucherzentrale und Ökotest beanstandeten Produkte seien bereits aus dem Handel gezogen worden, was für die Laboruntersuchungen des LAT von Einfluß sei. „Wir können nur noch orientierende Untersuchungen durchführen, ob die Produkte kontaminiert sind.“ Für eine gerichtsverwertbare Untersuchung reiche die Menge der Proben nicht aus. Folgt man der Auffassung des Pressesprechers der Gesundheitsverwaltung, Hermann, dann sind die in Rede stehenden Schadstoffwerte in den fraglichen Produkten ohnehin „viel zu niedrig, um gefährlich zu sein“.
Als Gewinner aus dem Rummel geht die Firma Hipp hervor. 1990 stellte sie einen Großteil ihrer Babykost auf biologischen Anbau um. „Wir rechnen jetzt mit einer noch größeren Nachfrage“, so Marketingleiter Ernst Seidenschwang beschwingt. Aber es gibt noch mehr Alternativen. „Selbst kochen“, rät zum Bespiel Reiner Kutsch, Mitglied des Bundesverbandes für Naturkost, dem bundesweit rund 500 Bioläden angehören. Verwenden sollte man dafür allerdings nur Gemüse und Früchte, die nachweislich aus biologisch kontrolliertem Anbau stammen. „Nur diese Lebensmittel sind frei von Pestiziden, Insektiziden, chemischen und synthetischen Stoffen“, so Kutsch. plu
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