piwik no script img

Verkehrssenat strotzt vor Inkompetenz

■ betr.: „Autos überrollen die Stra ßenbahn“, taz vom 29.3.94

Es ist einfach niedlich: Um zu vertuschen, daß den Herren Verkehrsplanern der ÖPNV sowieso am Arsch vorbeigeht, werden doch tatsächlich Straßenbahnschienen in die Fahrbahn der Oberbaumbrücke integriert. Ob hier jemals überhaupt unter rot-schwarzer Regierung eine Tram fahren wird, steht in den Sternen. Nicht einmal der Hauch eines Konzeptes für eine Trambahntrasse liegt vor. Was soll diese schlechtgetarnte Schildbürgeraktion vertuschen? Ein bißchen Öko...?

Sämtliche verkehrspolitische Koalitionsvereinbarungen zwischen CDU und SPD, die eine Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs zur Folge gehabt hätten, sind nicht einmal das Papier wert, auf dem sie stehen. In der gesamten Stadt wird zugunsten des Individualverkehrs eine Frontscheibenpolitik betrieben, die bereits in den siebziger Jahren als überholt galt.

Und die ach so umweltbesorgte SPD läßt sich wieder einmal locker über den Tisch ziehen. Das, was Haase, Nagel und Konsorten so völlig konzeptionslos als Verkehrspolitik verkaufen, ist eine Beleidigung für all jene, die sich ernsthaft mit der Lösung innerstädtischer Verkehrsprobleme beschäftigen. Es bleibt eigentlich nur noch zu fragen, wozu für viel Geld Gutachten vom Senat oder den Verkehrsbetrieben in Auftrag gegeben werden, wenn diese bei mißliebigen Ergebnissen sowieso nur in irgendwelchen unteren Schubladen landen. Jedoch ein Ergebnis ist auf jeden Fall wieder offensichtlich: Keine Behörde strotzt dermaßen vor Inkompetenz wie der Verkehrssenat, und Herwig Haase ist somit auch die denkbar beste Besetzung als deren Chef. Für die AG Verkehrspolitik am

Otto-Suhr-Institut:

Lulu Wessels, Silke Wilming,

Kay Strasser, Burghard Munk,

Michael Pöppl

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen