: Jesuitenmörder von Mister President's Gnaden
■ Reagan und Bush deckten wissentlich Verbrecher in El Salvadors Armeeführung
Managua (taz) – Seit 1983 führte ihn der US-Geheimdienst CIA als Mitglied der „rechtsextremen terroristischen Subkultur“ El Salvadors: René Emilio Ponce, der mächtige Stabschef und spätere Verteidigungsminister der Regierung Cristiani, hatte damals die Aktivitäten der von der Arena- Partei organisierten Todesschwadrone unterstützt. Daß die USA davon wußten, geht aus bisher unter Verschluß gehaltenen Dokumenten hervor, die von der Clinton-Regierung freigegeben wurden und derzeit Stück für Stück ausgewertet werden.
So wurde vor kurzem bekannt, daß Washington über das Massaker von Mozote, wo ein Elitebataillon der salvadorianischen Armee im Dezember 1981 zwischen 700 und tausend Bauern ermordete, längst informiert war – das Ereignis aber gleichwohl vehement bestritt, um die Waffenhilfe nicht zu gefährden. Und die Regierung Bush hielt Ponce sogar noch die Stange, als dieser systematisch die Ermittlungen im Jesuitenmord behinderte – obwohl der Kongreß vehement Aufklärung forderte. Am 16. November 1989, zeitgleich zu einer Großoffensive der FMLN-Guerilla, waren in der von den Jesuiten geleiteten Zentralamerikanischen Universität der Rektor und der prominente Intellektuelle Ignacio Ellacuria, fünf weitere Professoren und Padres sowie die Köchin und deren Tochter ermordet worden. Der Mord machte weltweit Schlagzeilen. Die Armeeführung versuchte die Bluttat anfangs der Guerilla in die Schuhe zu schieben. Doch je mehr Details bekannt wurden, desto weniger ließ sich verheimlichen, daß ein Sonderkommando der Streitkräfte für den Mord verantwortlich war. Die Regierung Bush, das geht aus Telex-Mitteilungen der US-Botschaft in San Salvador an den damaligen Außenminister James Baker hervor, drohte Ponce nur halbherzig, sie würde seine Ernennung zum Verteidigungsminister verhindern, wenn er sich in den Ermittlungen zum Jesuitenmord nicht kooperativer zeige.
Als eine Vertuschung nicht mehr möglich war, wurde der Oberst Guillermo Benavides „geopfert“ und als höchster Verantwortlicher verurteilt. Versuche der Jesuiten, auch die Hintermänner auszuforschen, wurden von der Armeeführung erfolgreich blockiert. Warum General Ponce alles daran setzte, die Untersuchungen zu behindern, fand später die sogenannte „Wahrheitskommission“ heraus: Er selbst hatte den Befehl zum Mord gegeben.
Fünf Jahre lang hatten René Emilio Ponce und seine Kumpane von der „Tandona“, dem berüchtigten Jahrgang 1966 der Militärakadamie, die Schlüsselpositionen in der Armee besetzt. Aus den nun veröffentlichten Dokumenten der Botschaft geht hervor, daß die USA wissentlich die in eine Reihe von Greueltaten verwickelten Militärs unterstützten, um einen Sieg der Guerilla zu verhindern. Botschafter William Walker selbst hatte seinem Außenminister über den düsteren Charakter Ponces berichtet.
General Ponce und seine Jahrgangskollegen wurden im Juni 1993, ein halbes Jahr nachdem eine Kommission ihre Entfernung aus der Armee gefordert hatte, in allen Ehren und mit vollen Bezügen in Pension geschickt. Ralf Leonhard
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