: Streifen vom Radlerparadies
■ Hamburgs erster Fahrradstreifen wird am Mittwoch in der Hochallee am Rothenbaum feierlich eingeweiht Von Peter Behrendt
Vorigen Sommer überraschte uns Bau- und Verkehrssenator Eugen Wagner mit einem Fahrrad-Konzept, das ihm niemand zugetraut hätte: Der Mann, der den netten Spitznamen „Beton“ als Namenszusatz führt, entpuppte sich zur Wahlkampfzeit als wahrer Fahrradliebhaber.
Zusammen mit Gewerkschaften, dem Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) und anderen Vereinen stellte Wagner ein FahrradKonzept für die Hansestadt vor, dessen Inhalt paradiesische Zustände für die RadlerInnen erwarten ließ. Doch nach einem dreiviertel Jahr ist davon noch wenig zu sehen. Aber wenig heißt nicht gar nichts. Und so wird derzeit ein Projekt realisiert, das im Konzept besonders hervorgehoben wurde - der Fahrradstreifen.
Nach mehrmonatiger Beratung war es im Februar soweit: Der erste Fahrradstreifen wurde von Bau- und Innenbehörde gemeinsam für die Hochallee genehmigt – am kommenden Mittwoch um 16.30 Uhr soll er feierlich eingeweiht werden.
Die Fahrradstreifen sind je 1,60 Meter breit und werden durch eine 25 Zentimeter breite durchgezogene weiße Linie von der Fahrbahn abgegrenzt. Damit der Zweck auch allen ersichtlich ist, werden zusätzlich noch „Fahrrad-Piktogramme“ aufgemalt. Auf dem Streifen sollen bequem auch zwei RadlerInnen nebeneinander fahren können. Durch die Streifen wird die Straße für den Autoverkehr zwar von elf auf rund siebeneinhalb Meter verengt, aber insgesamt sicherer, weil die Geschwindigkeit der Autos reduziert werden muß.
Die Vorteile des Fahrradstreifens gegenüber den herkömmlichen Fahrradwegen liegen auf der Hand. Die üblichen Hindernisse wie Bäume, Poller, Verkehrsschilder oder nur unzureichend abgesicherte Baustellen (“Radfahrer absteigen!“) fallen weg. Bei Straßenbaumaßnahmen wird der „Fahrradverkehr“ zusammen mit dem Autoverkehr um die Baustelle herumgeführt. Und auch das Verhältnis zwischen FußgängerInnen und RadfahrerInnen wird nicht mehr getrübt, da auf dem Radweg nur noch ältere oder junge RadlerInnen unterwegs sein werden, die bekanntlich sowieso langsamer fahren und so keine große Gefahr bedeuten.
Die RadfahrerInnen werden auf dem Streifen an Autostaus vorbeiradeln und sich an der Ampel vor die Autos stellen können, wo für sie ein besonders gekennzeichneter und verbreiterter „Warteraum“ geschaffen wird. Das ermöglicht vor allem ein ungefährliches Linksabbiegen. Und auch das Rechtsabbiegen wird für die FahrradfahrerInnen ungefährlicher. Während bisher RadlerInnen „urplötzlich auftauchten“, werden sie nun ständig von den AutofahrerInnen zu sehen sein – das ist wahrscheinlich der größte Vorteil des Streifens. Beobachtungen aus anderen Städten – z.B. Münster, wo der Fahrradstreifen schon eingeführt wurde – zeigen, daß es seitdem deutlich weniger Unfälle gibt.
Aber um Hamburg noch fahrradfreundlicher zu machen, werden auch die anderen Punkte des Konzepts durchgesetzt werden müssen. Wie zum Beispiel die Einführung von Tempo 30 auf allen Straßen oder das Radfahren entgegen der Fahrrichtung in Einbahnstraßen. In die Pedale, Herr Eugen Wagner! Falsch rum in die Einbahnstraße, das müßte Ihnen doch gefallen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen