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Autowahn entzweit Kreuzberg und Treptow

■ Treptow will die zerstörte Wiener Brücke wiederaufbauen und für Autos öffnen / Kreuzberg fürchtet Verkehrslawine

Zwischen den Bezirken Treptow und Kreuzberg ist ein Streit über den Wiederaufbau und die künftige Nutzung der Wiener Brücke entbrannt. Der Ostberliner Bezirk möchte das Verbindungsstück über den Landwehrkanal nach dem Neubau auch für den privaten Autoverkehr öffnen. Kreuzberg will die Brücke Radfahrern und Passanten vorbehalten und kann sich lediglich eine Nutzung durch Busse vorstellen. Wo einst die Wiener Straße auf die Karl- Kunger-Straße traf, befindet sich heute ein seit Jahren gesperrter Fußgängerübergang.

Nach den Vorstellungen des Treptower Baustadtrats Dieter Schmitz (SPD) soll die Brücke die Puschkinallee entlasten, über die derzeit noch die Masse des Verkehrs nach Kreuzberg hineinrollt. Schmitz schlägt daher vor, die Wiener Brücke nicht mehr wie ursprünglich geplant zur Karl-Kunger-, sondern zur Kiefholzstraße einzuschwenken. Bezirksbürgermeister Michael Brückner (SPD) verteidigt die Öffnung für den privaten KFZ-Verkehr. Autos gehörten „nun einmal zu unserer Normalität“, so der Bezirkspolitiker gegenüber der taz. Die Brücke solle zudem „ja auch von Fußgängern, Radfahrern und der Straßenbahn“ genutzt werden.

In Kreuzberg wird der Auto- Plan der Treptower Sozialdemokraten abgelehnt. Die Vorstellung, in ein dichtbesiedeltes Wohngebiet mit zahlreichen Tempo-30- Zonen noch mehr Verkehr hineinzuführen, sei „aberwitzig“, meinte Kreuzbergs Bezirksbürgermeister Peter Strieder (SPD) gegenüber der taz. Der „Autofetischismus“ sei offenbar bei seinem Kollegen und Parteifreund Brückner noch immer „ungebrochen“. Bei der Zulassung der Brücke für Kraftfahrzeuge kann sich Strieder „allerhöchstens“ Busse vorstellen.

Für die Senatsverwaltung für Verkehr und Betriebe ist der Wiederaufbau beschlossene Sache. Nach der Investitionsplanung soll 1998 mit den ersten Arbeiten begonnen werden. Neben einem Fußgänger- und Radfahrerweg sei für jede Fahrtrichtung eine Autospur vorgesehen, erklärt Dieter Saatweber, in der Verkehrsverwaltung für Planung zuständig. Geprüft werde derzeit, ob auch eine Straßenbahnlinie über den Landwehrkanal gelegt werden könne. Die Brücke solle dem „Lieferverkehr und den Anwohnern“ dienen, widerspricht Saatweber den Treptower Vorstellungen nach einer Entlastungsstraße. Sollte die Brücke zu viele Autos anziehen, müsse man über eine Verkehrsberuhigung nachdenken.

Der Handlungsspielraum ist für beide Bezirke begrenzt. Als ehemalige Verbindung zwischen Ost und West falle sie in die Zuständigkeit des Senats, so Saatweber. Sollten sich die beiden Bezirke nicht einigen, könne die Verwaltung „eine Entscheidung an sich ziehen“. Severin Weiland

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