■ Scheiß Alexanderplatz: Plumpsklo in der Mitte
Daß Politik nicht die Kunst ist, Leichen im Keller zu vermeiden, sondern sie sorgsam und artig zu verwalten, ist hinlänglich bekannt. Gute Politik unterscheidet sich dabei von schlechter nur insofern, als es ihr gelingt, Verfall als Erneuerung zu verkaufen und schnöden Kot für Gold. Mithin also und mit Verlaub: Die Berliner Politik ist Scheiße. Da hilft kein Klärschlamm, keine parlamentarische Sickergrube und erst recht kein Christo: Am Alex stinkt es zum Himmel. Erbrochenes im Louvre oder Urinpfützen im Londoner Wachsfigurenkabinett – was andernorts undenkbar wäre, ist für die deutsche Metropole und ihr provinzielles Hauptstadtmarketing kein Problem. Trotz Saubermännern hier und dort – Berlin stinkt! Nicht nur den Berlinern: Während die Tourismus GmbH weiter um ihre Finanzierung streitet, drehen sich die Touris am Alex in den Windschatten, schauen die Völker der Welt auf diese Stadt und halten sich die Nase zu. Der Alex und der Fernsehturm – doch nicht mehr als innerstädtische Sickergrube und Plumpsklo im Regierungsviertel? Doch aufgepaßt! Bald schon werden sich die Berlinbildner doch noch in Politik versuchen. Zu DDR-Zeiten, werden sie sagen, befanden sich im Fernsehturm Büros der Staatssicherheit und die realtouristische „Berlin-Information“. Und weil deren Kader schon früh gewußt hätten, was auf sie zukommt, hätten sie eben auf die Vereinigung geschissen und das Spülen dem Senat überlassen. Und Diepgen? Der, so finden wir, hat dennoch keine andre Wahl als ein reinigendes Gewitter. Hau weg den Scheiß und die Politmuffel, Eberhard! Tu uns den Gefallen und tu ihn dem Pekinger Oberbürgermeister. Wenn der im Mai nach Berlin kommt, sollst wenigstens du beweisen, daß man es hierzulande ernst meint mit Persilgeruch und Menschenrechten. Uwe Rada
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