Tip: Ein richtiger Held
■ "Siki", Dokumentarfilm über den ersten Boxweltmeister aus Afrika, 19.25 Uhr, arte
„Siki“, Dokumentarfim über den ersten Boxweltmeister aus Afrika, 19.25 Uhr, arte
„Hier ist ein Held, ein richtiger Held“, singt Youssou N'Dour über „Battling Siki“, und in seinem Heimatdorf Saint-Louis an der senegalesischen Küste prangt an dem Haus, in dem er 1897 geboren wurde, eine Gedenktafel, die an den gepriesenen Heroen erinnert: Louis Fall, genannt „Battling Siki“, der erste Box-Weltmeister aus Afrika.
Bereits in jungen Jahren verschlug es den kräftigen Knaben nach Europa, wo bald sein boxerisches Talent entdeckt wurde. Siki zog nach Rotterdam, heiratete eine junge Holländerin, vermöbelte alle niederländischen Boxer, derer er habhaft wurde, und zog schließlich zu größeren Taten aus. Trotz seiner Siegesserie nahm ihn keiner ernst, als er 1922 Frankreichs Liebling, den großen Georges Carpentier herausforderte. Im übrigen hatten die Manager ohnehin ausgemacht, daß Siki verlieren sollte.
Doch Carpentier schlug härter zu als ausgemacht, Siki wurde wütend, boxte den Champion in Grund und Boden und wurde Halbschwergewichts-Weltmeister. Als Siki nach Rotterdam heimkehrte, rief die Königin einen Feiertag aus, und der mutmaßlich einzige schwarze Bürger der Stadt fuhr triumphierend in einer Kutsche durch die Straßen.
Danach begann die alte Boxergeschichte. Siki fand viele Freunde, die sein Geld durchbrachten, er verließ seine Frau, defilierte mit einem Geparden über die Champs- Elysées, verlor seinen Titel und ging nach Amerika, wo er 1925 in Manhattan ermordet wurde.
Der 61minütige Dokumentarfilm entwirft mittels rarer Filmaufnahmen, unter anderem vom ominösen Carpentier-Fight, und zahlreichen Interviews ein lebendiges Bild vom Leben des Louis Fall. Befragt werden Zeitgenossen, die Biographen des Boxers und ein Neffe von Sikis 1983 verstorbener holländischer Ehefrau, der erstaunt deren Nachlaß durchsieht. Nie hatte sie erzählt, daß sie einst mit einem afrikanischen Boxweltmeister verheiratet war, aber fein säuberlich hob sie die Telegramme auf, in denen er ihr aus Europas Städten seine Triumphe meldete: „Sieg über Baker, Kuß, Siki!“Matti Lieske
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen