: Bier belebt die tote City
■ Beck's renoviert das „Deutsche Haus“ – für TouristInnen und das jungdynamische Volk
In Bremens „guter Stube“ tut sich was: Bis zur Eröffnung des Weihnachtsmarktes Ende November will die Brauerei „Beck & Co“ das „Deutsche Haus“ und das „Haus am Markt“ komplett renovieren und mit einem neuen Gastronomiekonzept die tote Innenstadt am Abend zu neuem Leben erwecken. Die Brauerei hatte das „Deutsche Haus“ im Juni letzten Jahres für 3,45 Millionen Mark von der Bremer Landesbank gekauft. Insgesamt will sie in die benachbarten Häuser – das „Haus am Markt“ gehört „Beck und Co“ bereits seit 1920 – weitere 7,5 Millionen Mark investieren.
Nach der Umbaupause, die bereits am nächsten Wochenende beginnt, sollen neben vier Büros, einer Arztpraxis und drei Wohnungen zwei Gastronomiebetriebe entstehen, die zusätzlich zur Bierabfertigung von BesucherInnen am Tage abends die Zielgruppe „jung, dynamisch, stilvoll und erfolgreich“ in die Innenstadt locken sollen.
Der Verkaufsraum des Martinshofes, dessen Verbleib vor zwei Jahren nach dem Erwerb des „Deutschen Hauses“ durch die Bremer Landesbank noch gefährdet war, bleibt ebenso erhalten wie der Industrieclub. Und: Als eine Art Museum mit Schokoladenverkauf wird sich „Hachez“ in den denkmalsgeschützten Räumen der „Stövesand-Diele“ präsentieren – ein „Stammhaus“ an erlesener Adresse. Die „Gedenket der Brüder...“-Aufschrift wird übrigens nicht durch „Beck's“-Reklame ersetzt: Auflage der Denkmalspflege.
Durch die diversen Verkäufe des „Deutschen Hauses“ hatte sich vor zwei Jahren ein Grundsatzstreit über die Kompetenzen der Beiräte entsponnen, der bis heute nicht beigelegt ist: Noch immer liegt die Klage des Beirates Mitte auf Eis, Akteneinsicht über den Verkaufsvorgang des damals der Stadt Bremen gehörenden Hauses an die Bremer Landesbank zu erhalten. Das war im Dezember 1991. Der relativ schnelle Weiterverkauf des Hauses an „Beck & Co“ wurde dann von vielen als Bestätigung der brodelnden Gerüchteküche verstanden: Vermutet wurde, daß die Landesbank als Deal das investitionsintensive „Deutsche Haus“ übernimmt zu der Bedingung, daß der Finanzsenator Grobecker die Mammutplanungen für den Katharinenklosterhof – Bauherr: Bremer Landesbank – politisch durchsetzt. Nachdem die überdimensionierten Pläne für den Katharinenklosterhof gescheitert waren, habe die Landesbank aus dem „Deutschen Haus“ schnellstens aussteigen wollen.
Geködert werden konnte „Beck & Co“, unter anderem mit der Nachricht, der Konkurrent „König Pilsener“ interessiere sich für das Gebäude – und Beck's habe schließlich „dem Wunsch der Stadt Bremen entsprochen“, so ein Sprecher der Brauerei. skai
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