: „Junge Welt“: Die Redaktion rotiert
■ Widerstand gegen den neuen Blattmacher Gremliza / Eine Erklärung der RedakteurInnen durfte nicht erscheinen
Berlin (taz) – Der Streit um Konkret-Herausgeber Hermann L. Gremliza als neuen Blattmacher bei der Berliner Tageszeitung Junge Welt geht weiter. Eine Erklärung der Redaktion, die in die gestrige Ausgabe eingerückt werden sollte, durfte nicht erscheinen. Darin forderten RedakteurInnen mehr Argumentation statt Konfrontation in der Auseinandersetzung um das neue Konzept. Wie die taz erfuhr, hatte das Management der Mediengruppe Schmidt und Partner, in deren Druckhaus das Ostblatt hergestellt wird, noch nach Beginn des Andrucks die Rotationsmaschinen anhalten lassen. Statt der Erklärung erschien auf Seite 3 der Mittwochausgabe ein großes Foto.
Wie die taz berichtete, soll Gremliza für ein neues Konzept bei der Jungen Welt sorgen, das jedoch von Teilen der dreißigköpfigen Redaktion abgelehnt wird. Die renovierte Zeitung soll sich stärker nach Westen und nach links orientieren – ein ebenso „antideutsches“ wie antiimperialistisches und antikapitalistisches Produkt. Als erster Erscheinungstag für die neue Junge Welt ist der 2. Mai vorgesehen.
Im Laufe der Auseinandersetzungen um das Konzept hatte der Geschäftsführer des Blattes, Peter Großhaus, Ende vergangener Woche zunächst fünf Redakteure beurlaubt. Die disziplinarischen Maßnahmen waren den Lesern in einem „Junge Welt Intern“ mitgeteilt worden. Unter den Beurlaubten waren auch der Vize-Chefredakteur und ein Ressortleiter. Die Redaktion hatte daraufhin die bedingungslose Rücknahme der Beurlaubungen gefordert, was inzwischen auch geschehen ist.
Die besagte Erklärung war sowohl eine Reaktion auf das „Intern“ als auch ein Druckmittel gegen die Disziplinierung. Die Redaktion hielt jedoch auch nach der Rücknahme der Beurlaubungen am Abdruck fest. In dem Text heißt es sinngemäß, daß man nicht generell gegen Gremliza sei. Es gehe aber nicht an, daß KollegInnen von vorneherein für unfähig erklärt würden. Man verteidige die Zeitung „gegen die Ignoranz unserer Erfahrung“ und „die Verweigerung, zur Kenntnis zu nehmen, was bisher ist“. Nicht alles, was alt sei, sei schlecht; nicht alles Neue gut. In der Jungen Welt finde „ein Machtkampf statt, dessen Sieger schon feststeht“.
Für gestern abend war eine Versammlung von Redaktion und Geschäftsführung angekündigt, auf der es um personelle Konsequenzen gehen sollte. Bis Redaktionsschluß war unklar, ob Gremliza der Jungen Welt weiter als neuer Blattmacher zur Verfügung stehen wird. kotte
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