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Kaltgepreßt, krebserregend: Benzol im Olivenöl

■ In allen Proben Lösemittel gefunden

Berlin (taz) – Olivenöl hat es in sich. In sämtlichen 53 kaltgepreßten Ölen, die das Umweltministerium in Baden-Württemberg untersuchen ließ, fanden sich Lösungsmittel. In 16 Proben konnten die Chemiker sogar Benzol nachweisen, das krebserregend ist. Ob zumindest die hoch belasteten Lebensmittel vom Markt genommen werden, steht noch keineswegs fest: Heute trifft sich der Bund-Länder- Ausschuß für Lebensmittelüberwachung in Hamburg. Die Vertreter aus Baden- Württemberg wollen darauf drängen, daß die Produkte öffentlich genannt und zurückgerufen werden. Einen Alleingang wagt das Land nicht mehr, nachdem die Nennung von Birkel im Flüssigei-Skandal die Steuerkasse um 12,75 Millionen Mark erleichtert hatte.

Ende Oktober 1993 hatte das Bundesgesundheitsministerium die Länder benachrichtigt, daß in Olivenöl mit der Bezeichnung „Extra Vierge“ Spuren der aromatischen Wasserstoffe Styrol, Xylol, Toluol und Ethylbenzol festgestellt wurden. Aber offenbar nur in Baden-Württemberg machten sich die Wissenschaftler an die Arbeit und überprüften 60 verschiedene Sorten. „Das zu untersuchen war nicht unsere Aufgabe“, behauptet eine Sprecherin der Hamburger Gesundheitsbehörde; Baden-Württemberg habe stellvertretend für alle Länder diese Aufgabe übernommen. „Das stimmt nicht“, kontert ihr Kollege Harald Notter aus Stuttgart. Auch das Bundesgesundheitsamt wiegelt ab: Die nachgewiesenen Benzol-Mengen sind „verschwindend gering im Vergleich zu den in der Literatur zu findenden Angaben über die normale Benzolbelastung aus Luft, Trinkwasser und Lebensmitteln.“ Für die gefundenen Stoffe gibt es keine Grenzwerte in der Lösemittelhöchstmengenverordnung; schon ein einziges Molekül Benzol kann Krebs auslösen. Die Wissenschaftler fanden in drei Proben mehr als 1 Milligramm der Schadstoffe pro Kilogramm, und in einem Öl wiesen sie 0,06 mg Benzol nach. Wie es hineinkam, ist unklar. aje

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