piwik no script img

Ein HSV-gleiches Debakel?

■ Verhalten optimistisch wartet der FC St. Pauli auf das Geld der Lizenz-KG

Den Witz, daß die St. Pauli-Lizenz-KG keinen Sous wert sei, kann am Hamburger Millerntor niemand mehr hören. Zu groß ist die Angst beim FC St. Pauli mit seinem Fond-Modell für die Finanzierung des Fußballvereins ein ähnliches Debakel zu erleben, wie der HSV vor zwei Jahren mit der gescheiterten Einführung einer Aktiengesellschaft.

Die Lizenz-KG sollte für mehrere Millionen Mark die Werberechte des Vereins kaufen, um sie dann an die St. Pauli-Marketing GmbH zu vermieten. Das brächte der chronisch leeren Clubkasse die nötige Liquidität und dem Präsidenten, Bürgen, Mäzen und Gläubiger des Vereins, der Architekt Heinz Weisener, einen Teil des Geldes zurück, das er investiert hat. Ein scheinbar gutes Geschäft. Zumal die Anleger (benötigter Verdienst: Zahnarztsalär aufwärts) kräftig durch Abschreibungen ihre Steuern mindern könnten.

Prof. Dr. Dieter Sous, Mastermind und Organisator dieses Modells, hat unterdes noch keinen Pfennig des Geldes überwiesen, obwohl der Fond seit Januar abgeschlossen und laut seinen Aussagen ein voller Erfolg ist. Inzwischen mehren sich die Mutmaßungen, daß der alerte Wirtschaftswissenschaftler mit unzulässigen Mitteln versucht hat, Käufer für die Anteilsscheine zu kobern, indem er Fremdfinanzierungsmodelle angeboten hat. Laut Meldungen der Hamburger Morgenpost sollen gerade einmal 200.000 Mark eingezahlt worden sein. Das Fondziel beträgt etwa 10 Millionen Mark.

„Ich gehe immer noch davon aus, das am Ende dieses Monats das Geld überwiesen wird“, äußert sich Christian Hinzpeter, geschäftsführender Vizepräsident des Vereins, verhalten optimistisch. Räumt allerdings ein: „Wenn der Fond scheitern sollte, werden wir uns etwas anderes überlegen müssen. Das Geld der Anleger ist auf jeden Fall sicher auf einem Treuhandkonto.“ Außerdem weist der Juristin Diensten des Kiezclubs darauf hin, daß ein Fond erst nach vier bis acht Monaten nachdem er abgeschlossen ist, zur Auszahlung gelangt. Das wäre am 30. April, also in zwei Wochen.

kader

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen