: Haltung statt Handeln
■ betr.: „Kurzhaarige junge Herren“ (Interview mit Klaus Farin), taz vom 7.4.94
[...] Wieder mal wird heftigst drauflos individualisiert, mehr noch: diese Haltung erinnert mich an verklemmte Teenies vor ihrem ersten Date...
Und Ihr schlachtet dieses „Problem“ einer kleinkariert(bürgerlich) sich an Haltung statt Handeln orientierenden, urban verkopften Intelligenzia auch noch genauso unkritisch aus, statt Fragen nach dem Demokratie- und Gesellschaftsverständnis dieser Postlinken zu stellen, ihr historisches und gegenwartspolitisches Bewußtsein anzuzweifeln – zu entlarven, daß sich da unter dem Deckmantel von Demokratieideal, Humanität und Realpolitik ein (in dieser Form) gefährlicher, entpolitisierender und ganz und gar nicht realistischer Psychologismus mit arger Tendenz zu freidemokratischem Liberalismus breitmacht. Genau das ist meines Erachtens der Hauptschauplatz neben der Aufgabe, die wirkliche Debatte über Nationalismus, Wirtschaftsinteressen, „Volksverhetzung“ etc. in dieser unserer spätkapitalistischen, „postmodernen“ Gesellschaft weiter – und nicht durch Verharmlosung und Relativismus zu hintertreiben. Peter Kolditz, Cölbe
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