: Soundcheck: Meat Loaf / Morphine
Gehört: Meat Loaf. Hat er's wieder nicht verraten. Was, um alles in der Welt, er denn nun nicht tun würde for love. Aber selbst, wenn. Verstanden hätte's ohnehin keiner im Mega-Pomp-Klangbrei, den Meat Loaf in der Sporthalle ausbreitete. Bewundern wir also das Comeback einer ehrlichen Rock-Haut. Die rackert sich mit schon leicht Tour-ramponierter Stimme durch ihre Bombasto-Werke Bat out of hell I und II. Und Meat Loafs simples Erfolgsrezept verlängert sich mühelos von der CD ins Konzert, in jedes einzelne Stück, eins wie das andere. So ausdauernd zitiert er sich selbst, daß die an flottes 3.30-min-Gedudel gewohnten Lauscher trotz maximaler Dezibel-Leistung gelegentlich schon mal zugeklappt werden. War da was? Ach ja. Also dann, Hände hoch. Mitgeklatscht. Ganz wie damals. Zirka 350 Fußballmannschaften - Abteilung Untere Herren - mitsamt geföntgefärbter Begleitung wissen es zu schätzen, daß sie garantiert kein einziges Mal überrascht werden. Irritation? Bitte nicht. Von wegen Rock'n Roll-Dreams! Jeder Takt eine Bestätigung - daß doch alles besser war damals.
PS: So dick ist er ja nun auch wieder nicht. uex / Foto: JMS
Gehört: Morphine. Holden Caulfield hätte ihn gehaßt, den nonchalanten Charmeur von Morphine, der mit lässigem Gestus Bonmots in den bestens gefüllten Club warf. Mark Sandman, der Mann mit Abrahams einschmeichelnder Stimme, spielte mit den Emotionen auf Basis der blau-rauchigen, brüchig-süffigen Stimmung seines gemächlich wandernden Dämmerungstrios. Das Flair changierte von Rotwein zu Whisky und wieder zurück. Nur manchmal erfuhr das benommen machende Rühren von Billy Conway ein erweckendes Crescendo und Dana Colleys lässiges Baritontuten verwandelte sich in zwei Saxophone zur Zeit. Dann konnte sogar Sandman seinem mit der Zeit unerträglich werdenden Gemurmel endlich etwas Vehemenz injizieren und die Blutdicke ließ wieder Kreislauf zu. Doch keine wirkliche Kritik: was aus vier Tonerzeugern der tieferen Art zusammenfloß, war und ist von intensiver Qualität und die Momente allzu entspannter Gefälligkeit im ästhetischen Weltschmerz brach Sandman mit seiner reizenden und humorvollen Moderation. Wer sonst preist sein Merchandise im heimelnden Singsang auf Basis des „Girl from Ipanima“ an? Uschi Steiner
Heute abend: Rechts reichts uns mit diversen lokalen Bands in der Schule Corveystraße.
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