„Ab 1995 fürchterlich“

■ Schlechte Chancen für Kita-Anspruch

„Ab 1995 wird es fürchterlich“, sagt Sozialsenatorin Irmgard Gaertner. dann nämlich haben der derzeitigen Gesetzeslage zufolge alle Eltern von Kindern von 3-6 Jahren einen Anspruch auf einen Kindergartenplatz. Im kommenden Kita-Jahr muß aber noch jedes fünfte Kind abgelehnt werden - nur 11.000 Kita-Plätze gibt es in Bremen, für etwa 13.500 Kinder sind Anträge auf einen Kita-Platz in diesen Wochen bei der Sozialbehörde eingetrudelt.

„Besonders kritisch ist es in Hemelingen, Walle, Gröpelingen und Findorff“, weiß die Senatorin. Gelder, um die vorhandenen Einrichtungen auszuweiten oder neue zu bauen, gibt es aber nicht, der Finanzsenator hat das der Sozialsenatorin gerade noch einmal schriftlich gegeben. „Da müssen Finanzmassen verschoben werden“, sagt Gärtner; bei Projekten wie der Martinistraße, dem Bahnhofsvorplatz, dem Klangbogen oder der Hafenrandstraße werde „viel zu großzügig“ über die Frage nach der Kosten-Nutzen-Relation hinweggegangen. „Das muß anders werden.“

Große Hoffnung, daß sie die erforderlichen Mittel bekommt, kann die Sozialsenatorin dabei nicht verbreiten. Im Grunde ist es auch schon viel zu spät: Für Kita-Plätze, die am 1.1.1996 vorhanden sein sollen, müßten längst die Mittel bewilligt sein und die Planungen laufen.

Wenn nicht genügend Plätze vorhanden sind, werden Eltern ihren Rechtsanspruch einklagen, und die Kitas müssen die Zahl der Kinder pro Gruppe erhöhen, befürchtet die Kindergarten-Referentin der evangelischen Kirche, Ilse Wehrmann.

Die Kirche, deren Kita-Einrichtungen sich bei den Anmeldungen der größten Beliebtheit erfreuen, würde gern mehr Kitas betreiben - den Verhandlungen mit dem Staat um Investitionszuschüsse (wie in Walle) bleiben aber immer wieder stecken. Auch sieht die Kirche nicht ein, wieso sie 35 Prozent der laufenden Kosten für Kitas dem Staat ersparen soll, zumal andere (sprich: SPD-nahe) Träger weniger selbst dazuzahlen müssen als die Kirche.

Auf die Frage, warum denn die Eltern die kirchlichen Einrichtungen den staatlichen bevorzugen und was die Sozialbehörde daraus lerne, wußte der zuständige Referent, Dr. Christ, auf der Landespressekonferenz gestern nicht recht eine Antwort. Die Sozialsenatorin erklärte, der Staat ziehe insofern die Konsequenz daraus, als sie keine eigenen Kitas mehr eröffne und neue Kitas immer an freie Träger vergebe.

Nebenbei kommt das die Sozialbehörde billiger. Um eine hohe Versorgungsquote mit Kita-Plätzen vorweisen zu können, bezieht die Sozialbehörde sogar die kirchlichen „Spielkreise“ in ihre Statistik mit ein. Wenn der Staat sich damit schmückt und die kirchlichen Spielkreise als Ersatz für Kita-Plätze angibt, dann solle er sich an der Finanzierung angemessen beteiligen, forderte die Kirchen-Referentin Wehrmann. K.W.