piwik no script img

Rechenschwäche, strategische

■ Unzureichend gewinnträchtig: Wasserturm im Schanzenpark

Ein Verdacht: Ein Investor leidet an Rechenschwäche. Und ein Hamburger Bezirksamt auch. Ein anderer Verdacht: Es handelt sich um ein strategisches, aber heilbares Leiden. Die Verdachtsmomente: 1990 kauft ein Münchner Investor im Schanzenpark einen denkmalgeschützten Wasserturm. Er weiß um die Bedingungen: Nur 50 Prozent darf er nach dem Umbau kommerziell nutzen. Vier Jahre später merkt er, daß sich das Ganze einfach nicht rechnet. Und das Bezirksamt nickt weise zu der Erkenntnis. Daraus folgt...?

58 stolze Meter ist er hoch und millionenschwer – so man sein Gewicht in den Markstücken wiegen würde, die sein Umbau verschlänge. Auf rund 25 Millionen Mark belaufen sich die aktuellen Schätzungen für eine Neugestaltung. Dabei konnte Joachim Ernest Storr das historische Getüm 1990 für symbolische 25.000 Mark von den Hamburger Wasserwerken erstehen. Sein Plan: Oben Konferenzräume, Büros, Ateliers und ein Restauarant, in der Mitte ein Schwimmbad mit Bar, unten soziale Einrichtungen und eine Versammlungshalle. Der Verkauf war dennoch umstritten: Die einen wollten lieber einen Kommerztower pur, die anderen eine gänzlich kommerzfreie Nutzung. Heraus kam schließlich die halbe-halbe Variante.

Aber dabei muß es ja nicht bleiben. Bereits vor einem Jahr ließ der Investor durchblicken, daß es an Geldgebern mangele. Alles sanieren, aber nur aus der Hälfte Gewinn ziehen? Da winken kluge Rechner ab. Und Eimsbüttels Bezirksamtsleiterin Ingrid Nümann-Seidewinkel zeigte Verständnis. Eine Investitionsruine will sie schließlich auch nicht haben. Nun wittert die GAL-Eimsbüttel: „So soll nur die öffentliche Nutzung gekippt werden.“ Ist denn sowas möglich? Die Bezirksamtsleiterin überhört. Dann aber doch der Verweis, daß „darüber der Kerngebietsausschuß entscheidet“. So eine Änderung des Konzepts anstehe, führe daran kein Weg vorbei. Na denn, schaun –mer mal. (öffentliche Kerngebietsausschuß-Sitzung zum Wasserturm, 2. Mai, 17 Uhr 30, im Hamburg-Haus) sako

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen