: Wie es weitergeht
■ Erklärung des Vorstandes der taz-Genossenschaft
Die Redaktionsversammlung vom 18. 4. 1994 hat eine gründliche Aussprache über das zerstörte Vertrauensverhältnis zu ihrem Chefredakteur Michael Sontheimer geführt, in deren Rahmen Vertreter aller zentralen Ressorts sich geäußert haben. Der Vorstand hat die Kritik an der Form der Entscheidung über Michael Sontheimer zur Kenntnis genommen. Das eindeutige Votum der Redaktion bestätigt aber, daß der Vorstand zu Recht von einem zerstörten Arbeitsverhältnis zwischen den zentralen Redaktionen und Sontheimer ausgegangen ist (siehe auch taz intern vom 16. April 1994). Der Vorstand wird nach Beratung mit dem Redaktionsausschuß rasch einen Vorschlag für eine neue Chefredaktion entwickeln. Für die Übergangszeit hat der Vorstand die Ressortleiter beauftragt, die erforderliche Leitung der Redaktion sicherzustellen.
Nach der Satzung der Genossenschaft ist es das Recht der Versammlung der MitarbeiterInnen der taz, die zu wählenden drei Mitglieder des Vorstandes zu bestimmen. Für den 30. April hat der Vorstand deshalb zu einer Versammlung der MitarbeiterInnen eingeladen, auf der der Konflikt um die Chefredaktion, das Verhalten des Vorstandes und die Intervention des Aufsichtsrates zur Debatte stehen werden.
Nach der Satzung der Genossenschaft ist es allein die Kompetenz des Vorstandes, über Berufung und Abberufung von Mitgliedern der Chefredaktion zu entscheiden. Die Unabhängigkeit der Zeitung ist darüber garantiert, daß der Aufsichtsrat als Vertretung der geldgebenden Genossenschaftsmitglieder keinen durch die Genossenschaftssatzung legitimierten Einfluß haben sollte auf die Inhalte der Zeitung, auf die Redaktion und die Chefredaktion. Die Handlungsfähigkeit des Verlages ist darüber garantiert, daß der Vorstand nach Beratung mit dem Redaktionsausschuß über die Chefredaktion entscheidet. Diese Entscheidung kann lediglich durch das Veto einer qualifizierten Mehrheit der Redaktionsversammlung aufgehoben werden.
Der Konflikt ist insofern auch eine erste Bewährungsprobe für die neuen Strukturen der taz.
für den taz-Vorstand:
Klaudia Brunst,
Klaus Wolschner
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen