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Sport wird auf Diät gesetzt

■ Um 40 Millionen will der Bund den Spitzensport abspecken

Frankfurt/Main (dpa) – Der Sport wird auf Diät gesetzt. Und die Sportfunktionäre fürchten sich gar fürchterlich.

Sie machen sich bereits mit einem Horrorszenario angesichts der zu erwartenden Abmagerungskuren vertraut: 1995 soll der Etat des Bundesinnenministeriums (BMI) von rund 221 Millionen Mark (1993) über 210 Millionen (1994) auf rund 170 Millionen Mark abgespeckt werden. Eine ähnliche Variante direkt aus der Bonner Behörde verspricht ebensowenig Aussicht auf ein Ende der sportlichen Fasterei: Gut 30 Prozent weniger Finanzmittel für die Sportverbände im nächsten Jahr. Die direkten Folgen für das Trainings- und Wettkampfsystem, in dem bereits jetzt erste Trainer entlassen und Maßnahmen gestrichen wurden, kämen einem FdH gleich: Im diesjährigen Haushalt entfallen allein gut 66 Millionen auf den Sportstättenbau.

Diese sind rechtlich durch Verträge gebunden und müssen auch im kommenden Jahr vom Bund als Mit-Finanzier bei Projekten eingehalten werden.

Zehn Millionen sollen in die beiden Forschungseinrichtungen fließen, dem Leipziger Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT) und der Forschungs- und Entwicklungsstelle für Sportgeräte (FES) in Berlin, deren Erhalt im Vereinigungsvertrag festgeschrieben wurde.

Setzt der Innenminister die Planung um, müssen die Verbände rigoros den Rotstift bei zentralen Lehrgangsmaßnahmen und den Trainern in den fünf neuen Bundesländer bei nur 100 statt momentan 140 Millionen Mark ansetzen, da dort keine vertraglichen Fixierungen bestehen.

Mit dem Fastenprogramm konfrontiert, meinte der leitende Direktor des Bundesausschuß Leistungssport (BAL), Peter Holz: „Dann muß ich mir überlegen, die und die Sportart fördere ich und das richtig, die anderen nicht.“

Die Folge wäre eine Zwei-Klassen-Gesellschaft mit medaillenträchtigen Sportarten, die weiter aus dem Bonner Topf bedient werden, und dem Rest, der weitgehend sein Leistungsniveau dem Engagement einzelner verdanken würde.

DSB-Vizepräsident Andreas Decker fürchtet vor allem Auswirkungen, was die Anstellungen ostdeutscher Trainer anlangt.

Die Argumentation fällt dem nicht unbedingt als Freund des Sports bekannten Innenminister Manfred Kanther leicht, denn das Herunterfahren der Förderung nach dem Rekordstand im Olympiajahr 1992 mit 268 Millionen Mark als Folge der Wiedervereinigung war schon angekündigt worden.

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