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Unterm Strich

Liebe Kollegen von der Presseagentur UPI, vom Deutschen Historischen Museum, von Publicon, vom Daily Telegraph zu Bonn, liebe Amateur-Archäologen und findige Findlinge! Bitte sucht nicht länger! 's liegt kein Hund begraben unter dem Potsdamer Platz, oder jedenfalls so recht keiner mit güldenem oder gültigem Parteiabzeichen, keine Blondie halt, nicht ein Hitler-Hund! Wir ham uns det aus-je-dacht! Auch wir waren in gewisser Weise infiziert von dem „Die-letzten-Stunden-im-Bunker“-Fieber, das schon so viel avanciertere Geister wie Helmut Syberberg, Helmut Schlingensief oder Helmut Achternbusch inspiriert hat. Und vor allem: Fangt jetzt nicht an, irgendwelche Fußballspiele abzusagen, weil es Blondies 57. Geburtstag ist, ja? Mehr im Plauderton sei Ihnen noch mitgeteilt, daß unsereins mal bei einem Praktikum im schönen Siegerland, in der Betzdorfer Redaktion der schönen „Siegener Zeitung“ während eines nichtsnutzigen Waldspaziergangs über einen rostigen Stahlhelm gestürzt und, der öffentlichen Lächerlichkeit preisgegeben, darüber gestrauchelt war. Wenig später grub man an der Stelle, und – pardauz! – es stellte sich heraus, daß dort bereits im Ersten Weltkrieg Waffen und anderes Kriegsgerät vergraben und im Frieden dann Tierkadaver dort abgelegt worden waren, in einem Tierkadaverweiher, wenn Sie verstehen, was ich meine, und daß dann aber im Zweiten Weltkrieg nach der Befreiung wiederum Waffen auf den Tierkadavern auflagen, dann im Frieden wieder alte Kühe usw., bis dann eben, eines schönes Tages, ein oller Stahlhelm halt wieder nach oben getrieben war. Also alte Kühe, Hunde, Schafe, dann Schrapnells, dann wieder Hunde, dann wieder Schafe und dann nur noch Schafsnasen, die darüber stolpern und es als Riesensensation in ihren Lokalnachrichten wiederaufbereiten. Na, und was Betzdorf recht ist, kann Berlin ja nur billig sein.

Und wo wir gerade bei herauftreibenden Restrisiken bzw. der Wiederkehr des Verdrängten und Verscharrten sind: Derzeit streitet sich die PDS mit der Treuhand über Honecker in Öl. Die PDS soll nämlich das großformatige „Honecker auf Wildschweindecke“ herausgeben, denn sie würde die guten Stücke nicht sachgemäß lagern. Es sind auch Gemälde von Ulbricht (auf Wildleder), Lenin (als Marmornase in rotem Samt) und Thälmann (mit Mütze) gemeint, die man

nun eben dem Nationaleigentum einverleiben will. Neben den genannten Porträts gehören dazu auch „VEB Leunawerk“, „Brunsthirsch am Grassee“, „Sowjetische Stahlschmelzer“ und so weiter, jede Menge Willi Sitte, insgesamt 12.000 Kunstgegenstände, die die Treuhand nun wiederhaben will („wenn die PDS alles behalten könnte, was die SED geschenkt bekommen hat, können wir hier unsere Arbeit einstellen“, bemerkt eine Mitarbeiterin).

Lediglich um Verschleierung der brutalen Ausbeutung handelt es sich nach Auffassung des Autors Wolf Dieter Könenkamp, bei der Darstellung bäuerlicher Szenarien, auf denen „ein fleißiges Landvolk fröhlich und frei in wogenden Ährenfeldern rackert. 560 Seiten ist die Dokumentation stark, die „Landarbeit und Kinderwelt-Darstellung der Landwirtschaft in pädagogischer Literatur“. Herausgegeben wird sie vom Museumsdorf Cloppenburg. Kritisiert werden, auch in der Pressemitteilung, Darstellungen wie: „Kraftvoll werden die Sensen geschwungen, singend die Garben gebunden und das Heu geladen. Starke Rosse ziehen die Pflüge und drehen das Göpelwerk der Mühlen.“ So, so. Göpelwerk, hm. Göpelwerk nicht gut! Göpelwerk Verschleierung! Weg mit Göpelwerk!

Ein neuer Roman von Garcia Marquez steht ins Haus. Er heißt: 200 Jahre Liebe plus Cholera.“ Nein. Er heißt aber: „Von der Liebe und anderen Dämonen“. Das ist natürlich ziemlich originell. Es geht um das Mädchen Sierva Maria, welches von seinem Vater nach dem Biß eines tollwütigen Hundes qualvollen Heil-und Hexenkünsten unterworfen wird. „Verstört und widerspenstig landet die Zwölfjährige in einem Nonnenkloster.“ Und weiter: „Unter Aufsicht des Paters Cayetano Delaure sollen ihr die Dämonen ausgetrieben werden. „Der Priester und das Mädchen entbrennen in einer verhängnisvollen Liebe zueinander.“

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