: Dasa auf Schrumpfkurs
■ Rekordverluste beim Flugzeugbauer / Konzept für Lemwerder umstritten
Hannover/München (taz/AP) Mit knapp 700 Millionen Miesen hat der Luft- und Raumfahrtkonzern Dasa im vergangenen Jahr einen Rekordverlust eingefahren. Dasa-Vorstandschef Jürgen Schrempp sprach gestern bei der Vorstellung der 93er Bilanz vom bisher schwierigsten Jahr und versprach, den Konzern durch einen weiteren drastischen Arbeitsplatz- und Kapazitätsabbau wieder in die Gewinnzone zu bringen. Bis 1995 will Schrempp weitere 10.300 Stellen abbauen und sich aus insgesamt neun Werken zurückziehen. Auch an der Schließung des Standorts Lemwerder in Niedersachsen sei trotz der Proteste der Landesregierung und der Belegschaft nichts mehr zu rütteln.
Die niedersächsische Landesregierung, die die Flugzeugwerft Lemwerder mit ihren 1.200 Beschäftigten über eine Auffanggesellschaft retten will, zeigte sich gestern über Schrempps Äußerungen sehr verärgert und warf ihm auch vor, die vereinbarte Vertraulichkeit über ein Konzept der Landesregierung gebrochen zu haben. Der Dasa-Vorstandsvorsitzende hatte in München Details aus jenem Konzept der Öffentlichkeit präsentiert, das Niedersachsen bei der Beratungsgesellschaft Berger und Partner hatte erstellen lassen. Laut Schrempp ist darin unter anderem eine Lohnkürzung um 20 Prozent und eine Verminderung des in der zivilen Flugzeugwartung tätigen Personals auf 350 Beschäftigte vorgesehen.
Dem Konzept zufolge soll aus dem Betrieb in Lemwerder eine neue Gesellschaft ohne Beteiligung der Dasa gemacht werden, die mehrheitlich von brachennahen Unternehmen getragen wird. Man habe für die neue Gesellsachft bereits zivile Auftraggeber in der Hinterhand, die eine Grundauslastung des Werks sicherten, sagte der Ministeriumssprecher gestern. Darüber hinaus wolle man natürlich in Lemwerder die Wartung der Transall fortsetzen, die die Dasa nach Bayern verlegen will. Noch in diesem Monat soll nach Angaben des Wirtschaftsministeriums ein Gespräch zwischen Ministerpräsident Gerhard Schröder und dem Dasa-Vorstandschef über das Konzept stattfinden. Wenn Schrempp der Mienung sei, daß sich zivile Flugzeugwartung nicht mehr lohne, soll er Lemwerder doch an uns verkaufen, meinte der Sprecher des Wirtschaftsministeriums. ü.o.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen