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Vom Reißbrett ins Industriemuseum

■ SPD-Verkehrspolitiker lehnen Transrapid-Strecke zwischen Hamburg und Berlin ab / Widerspruch von Bürgermeister Henning Voscherau abgebügelt Von Florian Marten

Eine SPD-geführte Bundesregierung wird keine Strecke Hamburg-Berlin für den Magnetschwebezug „Transrapid“ bauen. Klaus Daubertshäuser, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, ließ gestern in Hamburg nach einem Treffen der SPD-Verkehrselite aus Bund und Ländern keinen Zweifel daran, daß der Hochgeschwindigkeitszug nach einem SPD-Wahlsieg im Oktober keine Chance auf Realisierung hat.

Ob es der konservativen Bundesregierung gelingen wird, noch vor der Bundestagswahl am 16. Oktober vollendete Tatsachen zu schaffen, bezweifelte Daubertshäuser: Bislang gebe es keinen Transrapid-Beschlußfahrplan. Zudem sei die Zustimmung von Bundestag und Bundesrat erforderlich sei, und im lezteren hat die SPD die klare Mehrheit. Nach anfänglichem Widerspruch der SPD-Transrapid-Fans in den Reihen der Forschungs- und Industriepolitiker hat sich somit die Riege der Nein-Sager durchgesetzt: Allenfalls eine kurze Referenzstrecke zwischen Berlin und einem neuen Berliner Großflughafen außerhalb der Stadt wird nicht ausgeschlossen. Daubertshäuser spöttisch: „Da bislang nicht einmal feststeht, wo dieser Großflughafen liegen soll, wird sich die SPD in diesem Jahrtausend mit dieser Frage nicht mehr befassen müssen.“

Für die Strecke Hamburg-Berlin aber gibt es ein eindeutiges Nein. Der Verkehr zwischen den beiden größten deutschen Metropolen müsse Teil des europäischen Rad-Schiene-Hochgeschwindigkeitsnetzes sein, eine „Insellösung“ komme nicht in Frage. Genüßlich listete Daubertshäuser das zentrale aktuelle Planungsproblem der Transrapid-Befürworter auf: Die Einfädelung des Magnetflitzers nach Hamburg und Berlin sei bislang gänzlich ungeklärt – voraussichtlich sogar praktisch unmöglich. Dann aber schmölzen die Tempovorteile gegenüber der Alternative ICE gänzlich zusammen: Ein ICE zwischen Hamburg und Berlin braucht, Hochgeschwindigkeitsausbau vorausgesetzt, 80 Minuten. Fast genauso lange dauert der Transrapid-Trip: Den 55 Minuten von Stadtrand zu Stadtrand müssen Umsteigezeit und die Fahrzeiten in den Anschlüßzügen hinzugerechnet werden.

Aber, so betonte SPD-Stadtchef und Transrapid-Fan Henning Voscherau gestern morgen vor den Verkehrspolitikern: Der Wirtschaftsverkehr aus dem Osten müsse doch schnellen Zugang nach Hamburg finden. Genau deshalb, so konterten die SPD-Verkehrspolitiker, müsse Hamburg-Berlin als Rad-Schiene-Hochgeschwindigkeitsstrecke ausgebaut werden. Daubertshäuser in Richtung Voscherau: „Wenn der Bürgemeister aber unbedingt den Transrapid will, muß er Flagge zeigen.“ Die bisherige Beschlußlage der Hamburger SPD aus dem Jahr 1992 ist ein raffiniert formuliertes indirektes Nein: Ja zum Transrapid, wenn er den Ausbau der Bundesbahnstrecke Hamburg-Berlin nicht beeinträchtigt, technisch einsatzreif ist, kein Hamburger Geld kostet sowie ökologischen und wirtschaftlichen Kriterien standhält. Daubertshäusers ironisches Transrapid-Resümee: „Der Sprung vom Reißbrett ins Industriemuseum kann sehr kurz sein.“

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