: Die Rollis gehen leer aus
■ hanse-Marathon: 8500 LäuferInnen und Rollis beleben die Innenstadt
Die Sprüche, daß man solche Strecken eigentlich nur mit dem Auto oder allenfalls per Rad zurücklegen sollte, können einige Marathonis nicht mehr hören. Für sie ist es ein besonderer Kick die 42,195-Kilometer lange Strecke laufend zu bewältigen. 8500 LäuferInnen geben sich am Sonntag in Hamburg (9 Uhr) ein Stelldichein. Die weltbesten aus dem Langlauf-Genre fehlen allerdings.
„Wir wollen lieber ein Volksfest, als viel Geld für die Stars ausgeben!“, sagt der ewige Organisator Wolfgang Kucklick zum Motto der größten Laufveranstaltung Hamburgs. Der Etat von 1,5 Millionen Mark würde eh nicht reichen. Eine Läuferin vom Range einer Uta Pippig kassierte für ihren Sieg beim Boston-Marathon 220.000 Deutsche Märker, in der Hansestadt verdient die schnellste Frau dagegen schlappe 12.000 Mark. Der erste Mann im Ziel geht in Hamburg mit 4000 Mark mehr (16.000 Mark) nach Hause und die Rollstuhlfahrer kriegen nichts.
Zu den Favoriten dieses Marathons gehören der Straßenlauf-Spezialist Martin Eich aus Leipzig und der laufende Sportjournalist Martin Grüning (Leverkusen). Das aus Tansania stammende Brüderpaar Simon und Barnabas Qamunga wird wohl ebenfalls vorne mitmischen. Der 24jährige Eich wagt sich das erste Mal an einen Marathon. Prompt setzt er sich zum Ziel, den drei Jahre alten Streckenrekord von 2:10,43 Stunden zu knacken. Wer diese Zeit unterbietet erhält ein zusätzliches Taschengeld, nämlich 10.000 Mark Sonderprämie. Eine Läuferin, auch Debütantin, will dem nicht nachstehen. Claudia Lokar aus Dortmund steht bisher mit ihrer Halbmarathonzeit von 1:12,00 Stunden zu Buche und möchte Charlotte Teskes Bestzeit (2:30,38 Stunden) unterbieten.
Bei den Rollis stehen alle Anzeichen dafür, daß der Weltrekordhalter Heinz Frei (1:27,2 Stunden) aus der Schweiz davonpesen wird. Ein Anwärter auf den Hamburger Meistertitel ist der Bergedorfer Detlev Schwarz. Wenn der amtierende Champ dieses Jahr als erster Hanseat die Ziellinie überqueren würde, stünde demnächst ein Volkswagen kleinsten Kalibers vor seiner Haustür. Start und Ziel ist an den Messehallen. Von dort aus führt der Kurs über Altona bis nach Othmarschen, dann geht's durch die City, um die Binnenalster, Uhlenhorst, Winterhude, Ohlsdorf, Eppendorf und Harvestehude. „Wir hoffen, daß wegen des günstigen Termins mehr Zuschauer kommen werden als im Vorjahr“, sagte Organisator Kucklick. Denn 1993 standen nur rund 50.000 Hamburger klatschend an der Strecke. Also: Raus am Sonntag und die keuchenden und schwitzenden LäuferInnen anfeuern!
Nina Westphal
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen