■ Soundcheck: John Lurie & The Lounge Lizards
Morgen Abend: John Lurie & The Lounge Lizards. Das kontrollierte, produktive Chaos John Luries, das smarte Auftreten des inzwischen 42jährigen und das tödlich sichere Stilempfinden, mit dem er im Brausewind des Punk den Jazz tönte und so gemeinsam mit James White Musikneulinge zu Jazz-Fans münzte, begründen seinen Status als Kult. Die Mischung aus John Coltrane, Thelonius Monk, Bela Bartók und Jimi Hendrix und deren Verschmelzung mit balinesischem und afrikanischem Kulturgut war die zweite Stufe seines definitionsfreien Musikschaffens. Konstant setzt der Sohn eines Museumskurators in der Auswahl seiner Mitmusiker dabei auf Persönlichkeit und Charakter. Kommt Virtuosentum hinzu, gut, wenn nicht, auch gut, denn für Lurie zählt Stil und Klasse und nicht selbstvergessenes Gedaddel. Persönlichkeiten, welche die „Partylöwen“ bereicherten, waren etwa der Saxophonist Ray Nathanson, der Gitarrist Marc Ribot und der Posaunist Curtis Fowlkes. Im Zentrum dieser Szene der New Yorker Jazz-Druiden an der Lower East Side lebt Lurie immer noch, in dem gleichen 55-Dollar-Appartement, das er '77 bezog, als er in die Stadt kam. In der heutigen Formation fehlen zwar die großen Namen, an dem musikalischen Konzept hat sich aber nicht viel geändert, nur die perkussiven Instrumente treten jetzt deutlicher in den Vordergrund. Das einzige, was bedenklich stimmt, ist die Tatsache, daß Lurie bei einem Publikum beliebt ist, das nicht nur wie bankangestellt aussieht, sondern es meistens auch ist.
Nikos Theodorakopulos
Fabrik, 21 Uhr
Heute abend: Kenze Neke. Standing ist verlangt bei der frohen Truppe sardischer Musik-Anarchisten. Denn die Band, die Ska, Punk und sardische Volksmusik zu einer wilden Melange mischt, spielt schon gerne mal drei bis vier Stunden. Dazu gibt es sardische Weine und kulinarische Spezialitäten für eine dionysische Orgie der Sinne. Warm und wild, so haben wir es doch gerne.
Haus 7, Hospitalstr. 111, 21 Uhr
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