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Bis die letzten sterben

■ NS-Opfer fordern Rehabilitierung

Bonn (taz) – Erledigung der Streitfrage durch allmähliches Sterben aller Betroffenen – mit dieser zynischen Verschleppungstaktik reagieren viele Bundestagsabgeordnete nach dem Eindruck von Ludwig Baumann auf die Forderung der Opfer der NS-Militärjustiz nach Rehabilitierung. Der Vorsitzende der Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz schilderte gestern seine bislang vergeblichen Bemühungen um eine „späte Anerkennung und Würdigung“ jener Menschen, die als Kriegsdienstverweigerer, Fahnenflüchtige oder „Wehrkraftzersetzer“ verurteilt wurden. Fast 50 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges sind diese Urteile noch immer nicht aufgehoben.

Die vermeintlich „rechtsstaatliche“ Militärjustiz des „Dritten Reiches“ verurteilte 50.000 Menschen zum Tode, 20.000 Urteile wurden vollstreckt, wie Uwe Flohr, Sprecher des Bundesverbandes Information und Beratung für NS-Verfolgte, berichtete. In England wurden im Zweiten Weltkrieg 40, in den USA 146, in Italien 86 und in Frankreich 102 entsprechende Urteile vollstreckt. Dem Bundestag liegen Anträge der SPD und von Bündnis 90/Grüne vor, in denen den Deserteuren und Verweigerern die Achtung ausgesprochen und Entschädigung zugesprochen wird. Die CDU widersetzt sich dem – allerdings nicht aus finanziellen Gründen, wie Baumann glaubt. Die Zahl der noch lebenden Betroffenen schätzt der 1942 zum Tode verurteilte Deserteur auf einige hundert. Bei Gesprächen mit CDU-Politikern bekam er zu hören: „Wir müssen im Wahljahr an unsere Wähler denken.“ Bei den Abgeordneten beobachtete er „große Unwissenheit“. Dem kann eine Broschüre mit Interviews mit überlebenden Opfern abhelfen. mon

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