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Hallenhandball: Kiel am Ziel

■ Nach 31 Jahren wieder Meisterschaftsfeier beim THW Kiel

Die Handballer vom THW Kiel sind endlich am Ziel. Die Korken knallten, der Sekt sprudelte und die Fans feierten mit überschwenglichem Jubel ihren „Deutschen Meister“. Nach dem entscheidenden und wie im Rausch herausgespielten 24:15 (14:7)-Erfolg über Bundesliga-Absteiger OSC Rheinhausen verwandelte sich die Ostseehalle am Sonntag in ein „Freudenhaus“. Ein Meer von schwarz-weißen Luftballons schwebte durch die Luft. Die frischgebackenen Champions und ihre 7.000 Fans tanzten die Meister-Polonaise.

„Das ist einer der glücklichsten Tage in meinem Leben. Ich habe seit drei Wochen gewußt, daß wir Deutscher Meister werden, doch ich habe es nicht gesagt. Wenn ich angefangen hätte zu spinnen, dann hätten es meine Spieler auch getan“, sagte THW-Trainer Zvonimir Serdarusic nach dem Schlußpfiff überglücklich. Mit Standing Ovations war zuvor neben den Spielern Manhard Bech und Ingo Ahrens auch Manager Heinz Jacobsen verabschiedet worden. „Das ist für mich das Riesigste, was ich mir vorstellen kann. Wir haben 14 Jahre lang immer wieder einen neuen Anlauf genommen, jetzt hat es endlich geklappt“, freute sich Jacobsen.

„Wir haben 31 Jahre auf diesen Titel gewartet. Wir haben das beste Publikum der Welt. Das wird man die nächsten drei Tage noch sehen“, sagte Torhüter Michael Krieter. Gegen Rheinhausen hatten die Kieler den letzten theoretischen Zweifel ausgeräumt und damit den vierten nationalen Titel nach 1959, 1962 und 1963 unter Dach und Fach gebracht.„Es wurde auch langsam Zeit. Ich habe schon nicht mehr daran geglaubt“, sagte Hein Dahlinger, das Handball-Idol aus der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt. Mit „Hein Daddel“ hatte der Turnverein Hassee-Winterbek letztmals den Thron bestiegen. Problemlos machten seine Erben nun das Meisterstück perfekt. „Mit einem fantastischen Spiel haben wir den Titel geholt. Es ist einfach unbeschreiblich, was hier abgeht“, jubelte Christian Scheffler.

Im letzten Heimspiel der Saison zeigte der entfesselt aufspielende THW noch einmal eine Handball-Gala und hatte in Ingo Ahrens (5/5) sowie Thomas Knorr und Magnus Wislander (je 4) seine besten Torschützen. Trainer Serdarusic, der die „Zebras“ zu Saisonbeginn übernommen hatte, formte ein Siegerteam aus dem schon als „Ewiger Zweiter“ verspotteten Ensemble. Der Meister war in der Ostseehalle unschlagbar und zum besten Auswärtsteam der Liga avanciert. Neben der besten Abwehrreihe stellt Kiel diese Saison mit Knorr den treffsichersten Torjäger.

Vor der Ostseehalle hatten die Souvenirhändler Hochkonjunktur: Ein Meisterhemd für 20 Mark, eine Flasche Meistersekt für 15 Mark. „So eine Sause hat Kiel noch nie erlebt“, sagte THW-Geschäftsführer Uwe Schwenker. Nach dem Meisterstück war in Kiel die Sperrstunde aufgehoben. Am 8. Mai wird dem THW im letzten Spiel bei Bayer Dormagen die Meisterschale übergeben. 650 Fans werden ihre „Champions“ begleiten. Einen Tag später empfängt Schleswig-Holsteins Ministerpräsidentin Heide Simonis die Meister von der Förde.

dpa

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