: Prügel im Polizeirevier
■ Schwere Vorwürfe gegen Beamte der Neustädter Wache
Schwere Vorwürfe gegen Polizeibeamte des Reviers Neustadt: Im Dezember und Januar sollen Beamte in zwei Fällen auf der Wache Männer mißhandelt haben. Ein 33jähriger Bremer wirft Polizisten des Reviers vor, ihn im Dezember willkürlich festgenommen und auf der Wache grundlos so schwer geschlagen zu haben, daß er einen sechsfachen Rippenbruch und eine Schädelprellung davontrug. Ein 29jähriger Algerier wirft vier Polizeibeamten vor, ihn gefesselt und ihm das Nasenbein zertrümmert zu haben. Die Polizei dagegen spricht im ersten Fall von Notwehr des Beamten, der einen Angriff des Festgenommenen abwehren wollte und im Falle des Afrikaners davon, daß er sich die Verletzungen selbst beigebracht habe. Die Vorgänge beschäftigen momentan die Bremer Staatsanwaltschaft.
Der erste Vorfall wird von beiden Seiten völlig unterschiedlich geschildert. Die Polizei will den 33jährigen Deutschen angehalten haben, als er mit drei Bekannten auf einem Fahrrad ohne Licht gefahren war. Falsch, sagt der Festgenommene, es waren nur zwei Bekannte, und alle drei waren zu Fuß unterwegs. Auf dem Revier, so die Schilderung des Festgenommenen, seien ihm Handschellen angelegt worden und ein Polizist habe ihn ohne jede Provokation durch Worte oder Taten so heftig mit der Faust gegen den Hals und mit dem Ellenbogen in die Rippen geschlagen, daß ein Gutachten des DRK-Krankenhauses schwere Verletzungen feststellte. Die Rippenbrüche hätten bei dem Mann zu starken Atembeschwerden geführt, doch erst nach der „Tortur einer Blutentnahme“ durfte er ins Krankenhaus gehen. Über seinen Anwalt hat der Mann Anzeige gegen die Beamten wegen Körperverletzung im Amt, Verfolgung Unschuldiger, Nötigung und anderer Delikte erhoben.
Das Polizeipräsidium bestätigt von der Geschichte nur den Vorfall. Der Mann habe sich geweigert, der Funkstreife seine Personalien anzugeben und habe nach Alkohol gerochen. Auf der Wache soll der Festgenommene dann „ohne ersichtlichen Grund“ einen Beamten mit einem Faustschlag gegen den Körper traktiert haben: „Zur Verhinderung weiterer Schläge führte der Beamte einen Schlag gegen das Kinn des Angreifers, der daraufhin strauchelte und gegen eine Bank fiel.“
Der zweite Fall trug sich Ende Dezember ebenfalls in der Neustadt zu. Die Polizei hatte den 29jährigen Mann wegen einer versuchten Vergewaltigung festgenommen. Auf dem Revier, so seine Anwältin, sei der schwer alkoholisierte Gefangene, der sich ruhig verhalten habe, mit Handschellen gefesselt und dann von vier Polizisten „regelrecht zusammengeschlagen“ worden, daß neben anderen Verletzungen sein Nasenbein brach.
Nach Darstellung der Polizei soll der Festgenommene dagegen die Beamten angegriffen haben. Als dies nicht gelang, soll er sich „durch mehrere Kopfstöße an einen Türrahmen“ selbst verletzt haben. Die Polizisten haben gegen den Mann Anzeige wegen Widerstands eingereicht, er hat nach Aussagen seiner Anwältin aus Angst bisher keine Anzeige gegen die Beamten gestellt. bpo
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen