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Schwimmen in alten Gewässern

■ Bündnis 90/Die Grünen kritisieren üppige Personalausstattung der Sportoberschulen im Ostteil Berlins / Schulsenator Klemann möchte DDR-Kaderschmieden nicht an die Bezirke abgeben

Wenn es um die Aufzucht von medaillenträchtigem Olympia- Nachwuchs geht, tritt der Senat gerne in die Fußstapfen des „SED- Unrechtsregimes“. Im Hauptausschuß des Abgeordnetenhauses geriet Schulsenator Jürgen Klemann (CDU) ins Kreuzfeuer der Kritik, weil er ein Dreivierteljahr nach Schuljahresbeginn noch immer nicht sagen kann, ob die Lehrerausstattung der drei Sportoberschulen im Ostteil der Stadt dem tatsächlichen Bedarf entspricht. Alle übrigen Schulen, moniert die Abgeordnete Sybille Volkholz (Bündnis 90/Die Grünen), müßten bereits im Oktober, kurz nach Beginn jedes Schuljahres, die Abrechnung über den Unterrichtsbedarf und den Personalbestand beim Bezirksamt abgegeben haben.

Die Werner-Seelenbinder- Schule in Hohenschönhausen, die Flatow-Oberschule in Köpenick und das Coubertin-Gymnasium in Prenzlauer Berg, ehemals Kaderschmieden des DDR-Sports, waren nach der Vereinigung in die Obhut des Senats übergegangen. In der befinden sie sich fast vier Jahre später immer noch, obwohl für Schulen die Bezirke zuständig sind. In dem lange angekündigten Konzept für die Sportinternate, das er im März vorlegte, läßt Klemann offen, wie dieser Widerspruch zur Rechtslage gelöst werden soll: Als Alternative zur Übergabe an die Bezirke erwägt er, durch eine Änderung des Allgemeinen Zuständigkeitsgesetzes den Verbleib der Schulen beim Senat zu ermöglichen. Doch das voluminöse Konzept konnte die Volksvertreter nicht zufriedenstellen – für Sybille Volkholz (Bündnis 90/Die Grünen) ist es „ein Kilo Desinformation“. Nach ihrer Ansicht besteht an den Schulen ein Überhang von 30 Lehrerstellen, in den Internaten gebe es 30 Erzieher zuviel.

„Franzi macht noch ganz intakten Eindruck“

Die Einrichtungen verfügten somit über eine Personalausstattung, „als würde es sich um schwerst psychisch und sozial Behinderte handeln“. Das hält Volkholz unter Verweis auf die Sportschülerin Franziska van Almsick für überflüssig: „Bis jetzt macht Franzi noch einen ganz intakten Eindruck.“

Angesichts der personellen Engpässe an den übrigen Berliner Schulen, so Volkholz, sei die üppige Ausstattung nicht zu vertreten. An den Sportinternaten gebe es 76 Erzieher, ebensoviele wie an allen Ostberliner Gesamtschulen zusammen. Sie würden beispielsweise auch vormittags zur Verfügung stehen, wenn alle Schüler im Unterricht seien. Für diesen Luxus müssen die Eltern erstaunlich wenig berappen — nur 190 Mark Kostenbeitrag sind für die Internatsunterbringung pro Monat fällig. Soviel koste sonst ein Kita-Platz, ohne Vollverpflegung und Übernachtung. Zudem stehe die Ausstattung Berlins in keinem Verhältnis zur Bevölkerungszahl: Mit ihren 580 Internatsplätzen stelle Berlin ein Sechstel aller Plätze in Deutschland zur Verfügung.

Nun soll sich der Unterausschuß Stellenplan mit dem Lehrer- und Erzieherbedarf der Einrichtungen befassen. Volkholz will darauf drängen, „den sportlichen Schwerpunkt dieser Schulen in einem halbwegs vergleichbaren Standard zu dem Rest der Berliner Schulen auszustatten und den Überhang an Stellen auf andere Schulen zu verteilen“. Von Klemann war dazu gestern keine Stellungnahme zu erhalten. Ralph Bollmann

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