piwik no script img

Angst vorm Risiko

■ Finanzzuschüsse für Existenzgründerinnen / Senat streicht im Juni die Beratungsstelle

Die Neuköllner „Regionale Entwicklungsagentur“ (REA) hat in zehn Monaten des vergangenen Jahres rund 200 Existenzberatungen für Frauen durchgeführt. Seit Januar 1994 waren es fünf pro Woche. Die durchschnittliche Höhe des Startkapitals der Frauen habe 52.000 Mark betragen, weiß Heidi Heinisch von REA. Auffallend in ihren Beratungsgesprächen sei „die Angst der Frauen vor dem großen Geld“. Die ratsuchenden Frauen hätten oftmals „Angst, sich zu verschulden oder riskant zu handeln“. Diese Eigenschaft sei indes „unternehmerisch gedacht eher negativ, weil Frauen dadurch ihren Kapitalbedarf zu gering einschätzen“. Habe eine Beratung in früheren Jahren stärker dazu gedient, „den Gründerinnen Mut zu machen“, liege ein Schwerpunkt nunmehr in der „Aufforderung zum Risiko“.

Obwohl 1993 jede dritte Betriebsgründung durch eine Frau erfolge (1975 war es noch jede zehnte), spezielle Beratung mithin gefragt ist, muß die seit 1990 bestehende Agentur im Sommer ihre Türen schließen: Die Förderung durch die Frauensenatorin endet am 30. Juni. REA sei damit die dritte Beratungsstelle für Existenzgründerinnen, die in diesem Jahr gestrichen werde.

Neben Existenzgründerinnen berät das Büro auch über EU-Zuschüsse für Unternehmerinnen. Im Rahmen des Programms „Örtliche Initiativen zur Beschäftigung von Frauen“ (ÖIB) gibt es unter bestimmten Voraussetzungen eine Förderung in Höhe von 2.000 Ecu. Als besonderes Merkmal betont ÖIB-Expertin Angelika Dierkes „die innovativen Faktoren“. Es seien nur Vorhaben förderungswürdig, „deren Erzeugnisse oder Dienstleistungen auf dem betreffenden Markt nicht vorhanden sind“. So sind zum Beispiel Einzelhandel, Körper- und Schönheitspflege ebenso von der Fördung ausgeschlossen wie freie Berufe, es sei denn, „sie enthalten eindeutig innovative Elemente“.

4.000 Ecu beträgt der einmalige Zuschuß für ein Unternehmen, wenn mindestens zwei Arbeitsplätze für Frauen geschaffen werden. Für jeden weiteren Arbeitsplatz gibt es 2.000 Ecu. Die maximale Förderung beträgt 10.000 Ecu. Das Programm unterstützt Jungunternehmerinnen, in deren Betrieb die Mehrzahl der Arbeitsplätze von Frauen besetzt sind. Auch dieser Teil des ÖIB-Programms erfordert spezielle Voraussetzungen. Gefragt sind unter anderem Tätigkeiten in einem traditionell männlich dominierten Bereich, in den Bereichen neue Technologie, Umwelt, Freizeit, Kultur sowie transnationale Unternehmen wie Import/Export- Geschäfte oder internationale Dienstleistungen. alo

REA e.V., Hermannstraße 229, 12049 Berlin, Telefon-Nummer: 621 88 62.

ÖIB-Programm: Tel. 215 50 25 (nur Donnerstags von 10–14 Uhr), Fax 621 86 40.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen